Wer war William Shakespeare? Stammen die ihm zugeschriebenen Dramen und Gedichte wirklich von ihm? Auf diese seit Generationen immer wieder aufgeworfenen Fragen will Gerald Szyszkowitz die Antworten wissen: Der Autor dieser Werke sei Christopher Marlowe gewesen, angeblich 1593 ermordet, in Wirklichkeit aber nur untergetaucht. Als Strohmann habe ihm ein ungebildeter Schauspieler und Kaufmann aus Stratford namens "Shakspere" gedient, der kaum schreiben konnte. Aus diesem Stoff machte Szyszkowitz ein Drama mit dem Titel "Das falsche Gesicht", das er heuer selbst für die Sommerspiele Schloss Hunyadi und die Freie Bühne Wieden inszenierte.

Dass seine Theorie das Publikum überzeugt, darf freilich - gerade nach dieser Aufführung - bezweifelt werden. Auf einer kahlen Bühne läuft ein Lehrstück ab - mit verbindenden Worten eines Saxophon-Spielers (Felix Kurmayer), der fallweise als Schauspielstar der Shakespeare-Zeit Richard Burbadge agiert. Die auftretenden Figuren wirken wie Karikaturen, die Texte lehnen sich oft an Zitate aus Shakespeare-Stücken an, aber auch an Schiller ("zu Schiff nach Frankreich"). Aus dem Ensemble ragen Anita Kolbert als spitzzüngige Königin Elisabeth und Johannes Terne als schwuler König James heraus. Martin Gesslbauer (Marlowe) traut man eher die Autorschaft eines Oscar-Wilde-Stückes als eines Shakespeare-Dramas zu, Gerhard Rühmkorf (Shakspere) erfüllt bieder seine Aufgabe als unbedarfte Krämerseele vom Land.

Dass das alles der historischen Wahrheit nahekommen könnte, kann und mag man sich freilich nicht vorstellen.