Moderne Analysemethoden lassen uns Kunst neu verstehen. Woraus wurde das Papier hergestellt, welche Art von Leder wurde verwendet, welche organischen Materialien haben Kunst durch die Jahre getragen, geschützt und charakterisiert. Dies ist nur eine der Fragen, die durch die Verwendung von DNA basierten Methoden, beantwortet werden kann.
Ob und wie wir Kunstwerke auch in Zukunft erhalten können, ist eine andere Frage, an der Wissenschaftler*nnen der FH Campus Wien zusammen mit der Akademie der Bildenden Künste arbeiten, aktuell etwa im Projekt "Pretty in Pink". Denn der Klimawandel verstärkt Schadprozesse an historischen Gebäuden und Monumenten, und führt zu einer Zunahme von Mikroorganismen mit einer speziellen Vorliebe. Durch das wasserbedingte Eindringen von gelösten Salzen in die Bausubstanz und deren anschließende Kristallisation wird einerseits die Substanz geschädigt und andererseits ein Lebensraum geschaffen, in dem sich salzliebende bzw. salztolerante (halophile) Bakterien und Archaea vermehren, die man sonst nur in extremen Lebensräumen, wie etwa den großen Salzseen oder dem Toten Meer, antrifft. Abgesehen von der zusätzlichen biogenen Verwitterung produzieren diese Mikroorganismen ein, in manchen Fällen überraschend intensives, rosa bis rotes Pigment.
Damit sind zwar vor allem Wandmalereien und Fresken von der Besiedelung mit den pinken Mikroorganismen bedroht, aber der Schaden, und der damit verbundene Restaurierungsmehraufwand ist in allen Fällen hoch. Um den Verlauf der Besiedelung sowie die Mechanismen zu verstehen, mit denen sich die Mikroben gegen den wechselnden Salzstress schützen, werden Next- und Third Generation Sequencing Methoden angewendet. Die Analyse der Daten stützt sich auf Algorithmen aus dem Kontext des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz, denn anders als im Bereich des humanen Mikrobioms sind viele der Mikroorganismen unbekannt und das Wissen über die Lebensweise und Funktionen noch sehr lückenhaft. Zusammen mit Restauratorinnen werden Maßnahmen entwickelt, die dafür sorgen sollen dass unsere Kulturschätze noch lange erhalten bleiben.