Wien. Knapp zwei Drittel der Österreicher (64 Prozent) sehen keine Notwendigkeit, ein Verbot der Sterbehilfe in der Verfassung zu verankern. Das geht aus einer Umfrage für das Nachrichtenmagazin "profil" hervor. ÖVP-Verfassungssprecher Wolfgang Gerstl kann sich indes - wir haben berichtet - eine Volksbefragung oder -abstimmung in dieser Frage vorstellen.
Rund ein Viertel der Befragten (24 Prozent) ist für eine Verfassungsänderung, berichtet das Magazin in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Die allgemeine Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe ist breit: 69 Prozent können sich vorstellen, ihrem Leben wegen schwerer Krankheit oder Demenz ein Ende zu setzen. Nur 19 Prozent schließen aktive Sterbehilfe für sich aus. Die Hälfte der Österreicher (49 Prozent) glaubt nicht, dass sich Schwerkranke durch die Freigabe der Sterbehilfe zum Sterben gedrängt fühlen könnten, um anderen nicht zur Last zu fallen. 42 Prozent sehen jedoch diese Gefahr.
Es wird Koalitionsgespräche geben
Die Koalitionsparteien verwiesen in der Frage der Verankerung in der Verfassung bereits auf anstehende Gespräche. ÖVP-Verfassungssprecher Gerstl erklärte dazu in der "Wiener Zeitung" am Samstag: "Wenn es der Gesellschaft wichtig ist, dass niemand gegen seinen Willen getötet wird, brauche ich eine Verfassungsregelung." Weiters stellte er fest: "Ich bin nicht gegen eine Volksbefragung oder Volksabstimmung in dieser Frage. Das kann man genauso machen."
Sein SPÖ-Gegegenüber Peter Wittmann zeigte sich gegenüber der APA zurückhaltend: "Es gibt viele gute Ideen, die werden wir einmal ordnen. Wir werden eine Diskussion auf breiter Basis machen." Verfassungsthemen seien jedenfalls nicht dazu geeignet, Tagespolitik zu machen, es brauche hier einen "gründlichen Diskussionsprozess". Die Frage, ob es eine Volksbefragung zu dieser Frage geben soll, stehe dann erst am Ende der Gespräche, meinte Wittmann: "Ich warne vor einer 'Patentlösung'." Er sei jedoch "froh" über die Diskussion.
Skeptisch zur Notwendigkeit, ein Sterbehilfeverbot in der Verfassung zu verankern, hat sich kürzlich auch Bundespräsident Heinz Fischer im APA-Interview gezeigt. Auch er begrüßt die Absicht der Regierung, das Thema breit zu diskutieren.