Kampala. Erschöpft wischt sich Coris Malish den Schweiß aus dem Gesicht. Sein Hemd ist voller Flecken, seine Hose zerrissen. Mit zittrigen Beinen geht er auf den Eingang des Imvepi-Flüchtlingslagers zu. Eine Frau kommt ihm entgegen. Auf ihrer Weste prangt das Logo des Flüchtlingshilfswerks UNHCR "Willkommen in Uganda", sagt sie.

Erst vor kurzem hat es Malish über die Grenze geschafft. Fünf Tage lang war der 48-Jährige mit seiner Familie auf der Flucht. Malish kommt aus dem Südsudan, aus der Stadt Yei. Wie viele seiner Mitmenschen haben ihn Krieg und Gewalt ins Nachbarland getrieben.

Seit Dezember 2013 bekriegen sich im jüngsten Staat der Welt die Regierungsmilizen von Präsident Salva Kiir und die Truppen des Rebellenführers Riek Machar. Unzählige Zivilisten fallen der Gewalt zum Opfer, die zum Teil ethnisch motiviert ist. Die Vereinten Nationen warnten bereits mehrmals vor der Gefahr eines Völkermordes.

Knapp zwei Millionen Menschen, ein Sechstel der Gesamtbevölkerung, sind seit 2013 aus dem Südsudan geflohen, die Hälfte davon nach Uganda. Das ostafrikanische Land verfolgt eine Offene-Grenzen-Politik. Flüchtlinge sind dort willkommen, können sich frei bewegen und arbeiten.

"Solange wir können, nehmen wir unsere Brüder und Schwestern auf", erklärt Flüchtlingskommissar David Apollo Kazungu in der Hauptstadt Kampala. In den 1970er und 1980er Jahren flohen viele Ugander selbst vor den Diktaturen von Idi Amin und Milton Obote in die Nachbarländer. Heute ist das ostafrikanische Land stabil und beherbergt fast 1,4 Millionen Flüchtlinge, mehr als jedes andere Land in Afrika.

Jene Südsudanesen, die genug Geld haben, lassen sich in Kampala oder in einer anderen Stadt nieder. Die meisten aber leben in Flüchtlingslagern im Norden des Landes.

Am Eingang des Imvepi-Lagers tummeln sich die Neuankömmlinge. Viele haben in den weißen Zelten der Hilfsorganisationen oder unter Bäumen vor der sengenden Sonne Schutz gesucht. Sie bekommen hier zu Essen und werden medizinisch versorgt. Der 28-jährige Moris zeigt auf eine klaffende Wunde auf seiner Handinnenseite. Er wurde auf dem Weg nach Uganda von Rebellen angegriffen. "Wir waren eine Gruppe von sechs Leuten, zwei wurden getötet", sagt er mit leerem Blick. Moris hatte Glück. Er und seine Geschwister konnten entkommen.

Ein Stück Unabhängigkeit