
New York. (apa/reu/ast) Der derzeitige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon ist Chef von mehr als 40.000 Mitarbeitern und 30 Unterorganisationen in den Vereinten Nationen (UNO) - bei einem Bruttogehalt von umgerechnet 185.434 Euro im Jahr. Die Amtszeit des südkoreanischen Diplomaten endet mit 31. Dezember und die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für den "unmöglichsten Job der Welt", wie ihn der erste Generalsekretär, der Norweger Trygve Lie, einmal nannte, läuft auf Hochtouren.
Acht Bewerber stammen aus Osteuropa
Trotz der niedrigen Entlohnung bewerben sich aktuell zwölf Anwärter um den Posten. Sie wurden von ihren Regierungen offiziell nominiert, darunter sind auch sechs Frauen. Gleich acht Kandidaten stammen aus Osteuropa. Sollte eine Frau das Rennen machen, wäre dies eine Premiere in der Geschichte der UNO, auch ein Osteuropäer stand bisher noch nie an der Spitze. Zu den Favoriten zählen allerdings der Portugiese Antonio Guterres, ehemaliger Chef des Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der ehemalige slowenische Präsident Danilo Türk. Die Dritte im Bunde mit realistischen Chancen auf den Posten ist die bulgarische Generaldirektorin der Weltkulturerbeorganisation Unesco, Irina Bukowa.

Guterres, Türk und Bukowa kamen bei der ersten Abstimmung im Sicherheitsrat am Donnerstag dem Vernehmen nach auf die meisten Stimmen. Für die weiteren Wahlrunden steht jedoch kein Datum fest, und zusätzlich zu den zwölf Kandidaten könnten sogar noch weitere nominiert werden. Allerdings sollte bis Ende September die Einigung erreicht sein und im Oktober der Kandidat von der Generalvollversammlung formell bestätigt werden.
Für den Nominierungsprozess selbst gibt es keine formellen Regeln. Laut UN-Charta ist lediglich vorgeschrieben, dass der Sicherheitsrat eine Person durch mehrere Wahlgänge in geheimen Abstimmungen auswählt und der Vollversammlung empfiehlt. Wie häufig der Sicherheitsrat zusammenkommt, um sich zu einigen und wie er letztlich übereinkommt, ist jedoch nicht festgelegt. Die Vollversammlung bestätigt die Person dann formell.
Intransparenz trotz neuem Bewerbungsverfahren

Bisher wurde die Besetzung des Top-Führungspostens hauptsächlich hinter verschlossenen Türen im UN-Sicherheitsrat ausgehandelt, wobei letztlich die fünf ständigen Mitglieder, die Regierungen der USA, Russlands, Chinas, Frankreichs und Großbritanniens, aufgrund ihres Vetorechts die entscheidenden Akteure waren und vorerst auch bleiben. Denn auch wenn für den Nachfolger Ban Ki-Moons erstmals ein neues Wahlverfahren angewandt wurde, so bleibt die Postenbesetzung des wichtigsten Diplomaten der Welt intransparent.
Neu ist seit dieser Wahl, dass wer für das Amt kandidieren will, sich formal von einem Mitgliedstaat nominieren lassen und ein Bewerbungsschreiben sowie einen Lebenslauf an die UNO-Vollversammlung und den Präsidenten des Weltsicherheitsrats schicken muss. Danach werden Vorstellungsrunden und Präsentationen über die Vision für die Zukunft der Weltorganisation vor den Mitgliedsstaaten absolviert. Parallel dazu gab es heuer in New York und in London zwei zivilgesellschaftlich organisierte Debatten, bei denen sich jeweils eine Gruppe von Kandidaten den Fragen des Publikums stellte. Außerdem gab es auch Gespräche des Sicherheitsrates mit den Kandidaten - wenn auch nicht öffentlich.
Vetomächte lassen sich nicht in die Karten schauen
Was bei der Entscheidung des Sicherheitsrates und vor allem den Vetomächten bei der Besetzung des Postens letztlich ausschlaggebend ist, bleibt weiter hinter verschlossener Tür. Nach dem reformierten Bewerbungsverfahren geht es im Sicherheitsrat nämlich wieder geheim zu.
Trotz der Neuerungen will ein Wahlkampf nicht so richtig aufkommen, die Empfehlungen der UN-Botschafter an den Sicherheitsrat bespielen eher Allgemeinplätze. So gab die Botschafterin aus den USA, Samantha Powers, vor den geheimen Verhandlungen mit auf den Weg, dass "jemand mit ausgeprägten Führungs- und Managementqualitäten" gesucht werde. Der britische Botschafter Matthew Rycroft sprach sich für eine Frau als Führungskraft aus. Frankreichs UN-Botschafter Francois Delattre nannte hingegen "Führungsstärke, diplomatisches Geschick und Mehrsprachigkeit" als wichtige Kriterien.
193 Länder sind in den Vereinten Nationen versammelt, aber nur 15 Mitgliedsstaaten sind im Sicherheitsrat vertreten - die zehn nicht ständigen Mitglieder rotieren alle zwei Jahre. Die Wahl zeigt einmal mehr: Die UNO ist nur so mächtig und so transparent, wie ihre Mitglieder es wollen.