Nach ihr wurde ein Asteroid benannt. Für ihre Verdienste der Weltraumdiplomatie auf internationaler Ebene wurde sie zur Ritterin geschlagen. Simonetta di Pippos Lebenslauf erstreckt sich über viele Seiten, die Liste ihrer Publikationen ebenso.

"Wiener Zeitung": Sie waren mit italienischen und europäischen Weltraumagenden betraut, haben sich für den bemannten Weltraumflug und die sozialen Aspekte des Weltraums engagiert. Ihr ganzes Leben steht im Zeichen von "Outer Space". Sind Sie jetzt in der UNOOSA angekommen?
Simonetta di Pippo: Das ist wunderbar. Ich bin studierte Astrophysikerin. Und insofern kann man sagen, ich war immer zum richtigen Moment zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mir ging und geht es auch darum, die sozialen Seiten des Weltraums aufzuzeigen. Wie Weltraumtechnologie die Lebensqualität im Leben verbessern kann.
Wie nutzen wir denn diese in unserem normalen Leben?
Weltraumaktivitäten und Weltraumdaten können uns in den unterschiedlichsten Weisen helfen. Viele Menschen haben noch nicht realisiert, dass der Weltraum uns im täglichen Leben begleitet. Vor einigen Jahren war das noch nicht der Fall. Wenn sie mit dem Auto unterwegs sind und ihr Navigationsgerät verwenden, das GPS, dann arbeiten im gleichen Moment viele Satelliten für sie, um sie von A nach B zu bringen. Wenn sie sich ein Fußballmatch anschauen, sind Satelliten im Einsatz. Oder sie sehen wollen, was sonst irgendwo vor sich geht.
Oder im Ernstfall.
Zweifellos. Bei einem Desaster, einem Erdrutsch, einem Erdbeben, irgendwo in einer Region dieser Welt, die Schaden erlitten hat, kann man mit diesen Satelliten das Ausmaß der Katastrophe erfassen und versuchen, entsprechend der Situation vor Ort Hilfskräfte zum Einsatzort schicken. Wir können somit den Menschen vor Ort und den Regierungen helfen, den Kreislauf des Unglücks verstehen zu lernen. Je eher sie verstehen, was passiert ist, desto schneller, kann man dort die Erholungsphase einleiten. Ebenso können Vorwarnungen Leben retten helfen. Nachhaltig.
Ihre Aufgaben?
Die Liste ist fast unendlich. Wir covern gegenwärtig die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Das zeigt uns wie Weltraumaktivitäten ein Tool sein können, das wir auf globaler Bühne nutzen.
Die möglichen Anwendungen im Alltag sind lang. Jene Ihrer bisherigen Auszeichnungen sind ebenso lang. Sie wurden zum Ritter geschlagen, vor 16 Jahren. Ein weiterer Meilenstein in Ihrer Karriere: Es gibt im Weltall einen Asteroiden, der nach Ihnen benannt ist.
Auch das war auch eine echte Überraschung. In Rom hatte mich ein Brief erreicht mit Aufgabeort in den USA. Man hat sich dafür entschieden, dem Asteroiden 21887, im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, meinen Namen zu geben. In der Umlaufbahn steht mein Name als Anerkennung für starke Unterstützung von internationalen Kooperationen.
Sie haben viel erreicht. Was treibt Sie an?
Die Arbeit bei der UN ist wirklich hochinteressant, im richtigen Augenblick hier zu sein, die Fähigkeiten, das Wissen, die Motivation zu haben, vor allem für Entwicklungsländer. Und um den Weltraum friedlich zu nutzen. Es ist ein interessantes Feld. Es ist wirklich spannend. Es hilft mir dabei, meine Leidenschaft lebendig zu halten. Mein Wissen am Laufenden zu halten. Alles das, was wichtig für mich ist.
Die UNO ist eine bürokratische Organisation, ist das ein Vorurteil?
Die Realität ist, dass hier sehr viel passiert. Eine steigende Anzahl von Mitgliedsländern. Eine Plattform, um neue internationale Beziehungen aufzubauen. In den Industrienationen und mit Nachdruck auch in den Entwicklungsländern. Dort gilt es, neue Märkte aufbauen. Ihr Interesse an Weltraumökonomie und –technologie entwickeln zu helfen. Dazu braucht es guter Diplomatie: Weltraumdiplomatie. Je besser wir mit unterschiedlichsten Situationen zurechtkommen, meistern wir Technologien umso besser. Die Stichworte sind folgende: Experimente im Weltraum. Sie in Entwicklungsländer transportieren. Schneller Lernen. Satelliten in die Umlaufbahn schießen. Wichtig werden im Weltraum. Im Gleichklang mit den Industrienationen.
Als Italienerin sind Sie Europäerin. Als UN-Diplomatin sind Sie in der Welt zuhause.
Ich habe mich an internationale Settings gewöhnt. Das ist mehr oder weniger normal. Wenn man dazu verpflichtet ist, nicht in der Muttersprache zu sprechen, wenn man müde ist, dann kommt es schon vor, dass man lieber gerne zu Hause wäre. Und italienisch spricht. Das passiert, aber nicht so oft, aber es kommt vor. Die Umgebung hier und das Team sind toll, es ist eine kleine Gruppe von hochqualifizierten Professionalisten. Und es ist das erste Mal, dass ich für eine internationale Organisation arbeite, die nicht nur Weltraumagenden führt. Hier gibt es so viele Aktivitäten, das macht es umso einfacher zu erklären, warum die UN so wichtig ist.
Sie reisen viel, sind Sie in der Welt zu Hause?
Ja. Ich habe Freunde auf der ganzen Welt. Also fühle ich mich zu Hause, wenn ich arbeite. In Wirklichkeit ist die UNO eine große Familie mit einem gemeinsamen Ziel. Ich leiste einen kleinen Beitrag dazu.
Wie kann man sich den Arbeitstag der UNOOSA-Chefin vorstellen?
Ich starte um 6 Uhr früh, arbeite für ungefähr eineinhalb Stunden zu Hause, bin hier um 8 Uhr und dann starte ich mit den unterschiedlichsten Aktivitäten: Meetings, offizielle Dokumente und Dokumente die erst geschrieben werden müssen. Ich arbeite sehr zielorientiert, das heißt: Wenn ein Problem auftritt, löse ich es sofort. Mit einer entspannten, aber unmittelbaren Herangehensweise funktioniert das auch sehr gut. Eigentlich immer.
Sind Sie gut vernetzt?
Oh ja. Ich nutze auch die Sozialen Medien. Sie sind aber nur dann nützlich, wenn man sie gut bedienen kann. Twitter ermöglicht konzentrierte Information, daraus kannst du dir nehmen, was du willst. Auf 140 Anschlägen. Und du bekommst die Information, die du brauchst. Und du kannst Menschen mit deiner Message besser erreichen als im herkömmlichen Sinn. Aber es ist wie bei allen Dingen im Leben: Du musst lieben, was du tust, sonst kommt die Botschaft nicht rüber.