SwaSwara: Yoga Lehrer im Lotossitz, dahinter der blaue Meditationsdom mit Ayurveda-Zentrum und Pool-Villen. - © Claudia Jörg-Brosche
SwaSwara: Yoga Lehrer im Lotossitz, dahinter der blaue Meditationsdom mit Ayurveda-Zentrum und Pool-Villen. - © Claudia Jörg-Brosche

"In unsere Kochtöpfe kommt nur, was aus dem eigenen Hotel-Gemüsegarten oder einem Umkreis von maximal sieben Kilometern stammt", zeigt sich Joy Mathew, Küchenchef des südindischen Resorts SwaSwara (www.swaswara.com) stolz, zerteilt die gewaltige Jackfruit, rührt im Dal und entsaftet Cocums, pflaumenähnliche Früchte.

Das Luxusresort überrascht den Europäer nicht nur mit einer kompromisslos umgesetzten regional-saisonalen Bio-Küche, sondern auch mit einem richtungsweisenden nachhaltigen Tourismuskonzept. Schon beim Bau der Anlage im Jahr 2006 achtete man auf größtmöglichen Naturschutz (kein einziger Baum fiel den Baggern zum Opfer) sowie eine Umsetzung der kulturellen Eigenheiten der Region: Die palmgedeckten Villen aus lokalem, rotbraunen Laterit-Steinen sind im Stil eines typischen Konkan-Dorfes errichtet (Konkan ist der Name der südwestindischen Küstenregion). Indische Kultur wird den - vorwiegend europäischen - Gästen auch mit den touristischen Angeboten nähergebracht: Schwerpunkte sind Ayurveda, die uralte indische Heilkunst, sowie Yoga. Weiters gibt es partnerschaftlicher Aktivitäten, etwa gemeinsame Abendessen für Gäste und Teile des Personals; Hotelmitarbeiter dürfen an den Yoga-Kursen teilnehmen oder begleiten freiwillig ins benachbarte Dorf. Der Europäer kann hier tief in das fremde Leben und die Kultur der Einheimischen eintauchen.

Auch zum Thema Ökologie hat sich das Resort mehr Gedanken gemacht als die meisten anderen: Zwei Speicherteiche fangen sämtliches Regenwasser auf. Dieses wird mittels spezieller Pflanzen aufbereitet und zu Trinkwasser veredelt. In schieres Erstaunen versetzt die Biogasanlage: Sie verwandelt Küchenabfälle und Gartenkompost in Methangas. Diese zum Kochen verwendete Energiequelle deckt zehn bis zwanzig Prozent des Gesamtbedarfs, weiterer Strom kommt aus Solarenergie. Darüber hinaus ist das Resort chemiefreie Zone, die Reisfelder sowie der Gemüsegarten werden streng ökologisch bewirtschaftet und zur Gelsenabwehr werden statt Gift Zitronengras-Essenzen in die Zimmer gesprüht.

Das SwaSwara ist eines der insgesamt elf Häuser der "cgh-earth"-Hotels (www.cghearth.com), wobei "cgh" für "clean, green & healthy" steht. Der Name ist Programm und die Südindische Hotelgruppe ein weltweites Vorzeigebeispiel für nachhaltigen Tourismus - etwa auch mit dem Marari Beach in Kerala.

Nachhaltig für wen?

Wellness war gestern - Nachhaltigkeit ist im Tourismus offenbar das Gebot der Stunde. Was denkt der Endverbraucher darüber? Bei einer im Oktober 2011 veröffentlichten Studie von Trendscope gaben magere fünf Prozent der Befragten an, schon mal bewusst Reisen mit Nachhaltigkeitskriterien gebucht zu haben. Immerhin aber sind 36 Prozent bereit, für nachhaltige Reisen Preisaufschläge in Kauf zu nehmen. Für die Reisebranche jedenfalls rückt das Thema Nachhaltigkeit auf der Prioritäten-Skale immer weiter nach oben.

Aber was genau bedeutet "Nachhaltiger Tourismus"? Um "nachhaltig" zu sein, müssen die drei Aspekte, soziale, ökonomische sowie ökologische Fragen, möglichst ausgeglichen abgedeckt sein. Ursprünglich tauchte der Begriff in der Forstwirtschaft auf, eine erste Definition erhielt er im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 (benannt nach der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, der damaligen Kommissionsvorsitzenden): "Dauerhafte Entwicklung ist ein Wandlungsprozess, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen, die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das Potenzial vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen."

"Nachhaltiger Tourismus" darf also nicht allein mit "umweltfreundlich" oder "ökologisch" gleichgesetzt werden. Auch Fernreisen können nachhaltig sein - trotz Langstreckenflug. Ziel einer nachhaltigen Reisekultur ist die respektvolle, faire, für beide bereichernde Begegnung von Gästen und lokalen Gemeinschaften sowie möglichst viel der generierten Einnahmen direkt in der bereisten Region zu lassen.

Gerade in Entwicklungs- oder Schwellenländern bietet der Tourismus große Chancen: Er schafft Arbeitsplätze, belebt und bewahrt lokales Handwerk und Traditionen und gewährleistet Einkommen für die Menschen vor Ort. Viele Umweltschutz- und soziale und kulturelle Projekte könnten ohne sensiblen Tourismus nicht umgesetzt werden. Im englischen Sprachraum (und zunehmend auch bei uns) wird die Thematik unter dem Kürzel CSR (Corporate Social Responsibility) zusammengefasst.

Orientierungshilfen

Wie kann der Reisende erkennen, ob das gebuchte Angebot bzw. Hotel sich ehrlich der Nachhaltigkeit verschieben hat - und nicht nur aus Werbezwecken ein grün-soziales Mascherl trägt? Es gibt zwar noch kein allgemein gültiges Nachhaltigkeits-Gütesiegel, aber folgende Orientierungshilfen:

Vorreiter für nachhaltiges Reisen ist der deutsche Verein "forum anders reisen", ein Zusammenschluss von rund 130 Reiseveranstaltern. Alle Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung eines umfassenden Kriterienkatalogs. Eine CSR-Zertifizierung macht die Nachhaltigkeitsleistungen messbar und für den Kunden transparent - und zwar für die komplette Wertschöpfungskette eines Reiseveranstalters (www.forumandersreisen.de). Der forum-anders -reisen-Katalog "Reiseperlen" präsentiert verantwortungsvolle Reiseangebote für die ganze Welt. CSR-Online-Spezialisten sind www.traverdo.de oder www.viabono.de: Auch hier gibt’s einen großen Pool mit vorselektierten nachhaltigen Reisen und Unterkünften.