Der See ist immer da. Egal ob in 2000 Meter Höhe, auf der Alm, am Fahrrad, oder entlang der vielen Bäche, die den Weg nach unten weisen zum lang gezogenen Millstätter See. Bereits im Namen steckt das Wasser, zum einen, weil "Millstatt" etymologisch wahrscheinlich auf den Namen eines Baches vor Ort zurückgeht, zum anderen aufgrund der hartnäckigen Legende, dass sich im See tausende heidnische Götzenstatuen ("mille statuae") befinden.
Geschichten erzählt einem auch Gottlieb Strobl. Doch seine sind keine Märchen, sondern gehen auf seine Erfahrungen zurück. Immerhin kennt der gelernte Tischler und Bootsbauer a.D. den See schon sehr lange. Zweimal die Woche rudert er frühmorgens mit Touristen im Ruderbootkonvoi von Millstatt zum gegenüberliegenden, großteils naturbelassenen Seeufer. Seine Geschichten drehen sich um die Natur, er erzählt von Zugvögeln, Baumarten, den Eigenheiten des Sees, und er gibt auch einen Crash-Kurs im Ruderbootpaddeln. Vor allem aber geht es ihm darum, dass seine Gäste in die Natur eintauchen, die Stimmung genießen und unter den Ästen und Zweigen gleiten - über das Spiegelbild der Bäume, die im Grün des Wassers wackeln. Zwei Stunden dauert das Ruder-erlebnis, zum Abschluss des Seeausflugs geht es zurück ans geschäftige Ufer von Millstatt, vorbei an den Villen des Fin-de-Siècle, den Badeplätzen und einem alten Saunahäuschen.
"Buchtenwandern" nennt das Tourismusbüro in Millstatt diesen Ausflug über den See, den es auch finanziell gefördert hat: Das Buchtenwandern ist nach Voranmeldung gratis, abgesehen von einer Stunde Schlaf, die einen - wenn überhaupt - das Aufstehen kostet. Grundsätzlich fällt auf, dass dem Besucher eine breite Palette von Aktivitäten angeboten werden soll, die über übliche Touristenangebote hinausgehen. Der Paddelausflug mit Herrn Strobl zählt zu den verschiedenen "Seeberührungen", mit denen das Tourismusbüro wirbt. Baden, Wandern und Paddeln, das kann man schließlich woanders auch. Aber auf einer künstlichen Insel im See Picknicken, zum Beispiel, nicht unbedingt.

Oder droben auf der Alm, beim Bergfried von den Mirnockbauern, ermöglicht eine Aussichtsterrasse, genannt Sternenbalkon, einen luftigen Schmaus aus dem Picknickkorb, der von der Bergwirtin kredenzt wird: mit Speck, Käse, Aufstrichen, Brot und Bauernkrapfen, den sogenannten Mirnockaugen.
Frischluft fördert bekanntlich den Hunger und der Bergfried ist natürlich nicht der einzige Wirt in der Luft mit Seeblick. Will man körperliche Betätigung rein auf die Kaumuskeln beschränken, so empfiehlt sich ein Besuch auf der Lammersdorfer Hütte in 1650 Meter Höhe. Vorbei an den Schweinen im Schlamm, an den zupfenden Rindern und alten Traktoren spaziert man vom Parkplatz aus bequem zur Almhütte, um dort nach einer Führung zum Handwerk der Käserei einige Stücke davon samt volkstümlicher Lieder zu kosten. Von der Hütte aus gibt es weiterführende Wanderwege, einige davon sind auch mit dem Kinderwagen zu bewältigen. Wer mit einer Almhütte nicht genug hat, kann sich unter anderem am "Hüttenhüpfen" versuchen: der "H2Öhenweg" zum Beispiel umfasst eine Wanderung mit Zwischenstopps an der Alexander- und der Millstätterhütte.
Entweder man beginnt und beendet die Wanderung beim Parkplatz der Schwaigerhütte, oder man wagt den Aufstieg gleich von Millstatt aus. Letzterer ist nicht nur ein Gefallen für die Umwelt, sondern auch für Ohren - und Augen. Denn einen guten Teil des weichen Waldweges geht man in einer Schlucht entlang eines berauschenden Baches, der mit verschiedenen Installationen aufwartet, um Nachhilfe in der variationsreichen Musik des Wassers zu geben. Mal verstärkt ein großer Metalltrichter das subtile Blubbern, mal weist ein farbiges Wasserrohr extra auf das Plätschern hin. Oder ein Stück zerfurchtes Metall reichert das Wasser mit zusätzlichen Klangvariationen an. Nach rund 45 Minuten mündet der Klangweg direkt in den von Moos und Farnen umsäumten Schluchtenweg. Hat man nach einer Weile genug vom Gehen, folgt man den Wegweisern bis zum Gasthaus zur "Schönen Aussicht". Bei dieser Abzweigung hat man den Weg bis zur Schwaigerhütte, dem Ausgangspunkt des "H2Öhenwegs", fast zur Hälfte hinter sich. Und bis hierher ist der Waldweg auch gut im Regen zu bewerkstelligen, da die Schlucht ganz gut davor schützt. Für den Fall, dass das Wasser im Bach plötzlich rasant steigen oder andere Probleme in der Schlucht auftauchen sollten, sind regelmäßig Fluchtwege ausgeschildert.
Eine Wasserwelt beschert einem auch der 28 Kilometer lange Radweg, der in einem Auf und Ab rund um den See verläuft - teils entlang der stark von Autos befahrenen Seestraße, teils entlang des naturbelassenen Ufers. Will man den See nicht umrunden, so kann man gegenüber von Millstatt mit einer Radfähre wieder zurückfahren. Tipp: ein Abstecher zum moorhaltigen Egelsee, der einem beim Schwimmen eine Farbe
verleiht als ob man in Kaffee eingetaucht wäre. Oder man schert weiter aus bis Fresach, um entlang des malerischen Weirerbachs per pedes im Gewässer nach dem Steinkrebs zu suchen. Der 1,5 Kilometer lange Spazierweg führt teilweise über einen Holzsteg, kleine Aussichtsplattformen erleichtern den Blick in das vom Niedermoor bräunlich gefärbte Wasser.