In seiner Antrittsrede hat Obama den amerikanischen Führungsanspruch in der Welt betont und gleichzeitig internationale Hoffnungen auf ein harmonisches Miteinander genährt. Auf den Stufen des Kapitols sagte er nach seiner Vereidigung am Dienstag in Washington an die Adresse des Auslandes gerichtet: "Amerika ist ein Freund jeder Nation und jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, die eine Zukunft in Frieden und Würde anstreben." Gleichzeitig warnte er diejenigen, die sich dem Terrorismus verschrieben haben: "Ihr könnt uns nicht überdauern und wir werden Euch besiegen."

Auch gegen die Wirtschaftskrise will Obama entschieden vorgehen: "Heute sage ich zu Ihnen, dass die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, real sind. Sie sind ernst und es sind viele", sagte der 47-Jährige. Die Probleme ließen sich nicht rasch lösen. "Aber sei versichert Amerika: Sie werden gelöst." Die Wirtschaftslage erfordere kühnes und rasches Handeln. "Und wir werden handeln."

Nicht wie geplant verlief das Gala-Essen nach der Zeremonie. Der 76-jährige US-Senator Edward "Ted" Kennedy erlitt dabei einen Schwächeanfall. Der Bruder von John F. Kennedy leidet seit geraumer Zeit unter einem schweren Krebsleiden. Senator Robert Byrd (geb. 1917), wie Kennedy ebenfalls ein hochrangiger Demokrat, erlitt ebenfalls einen Zusammenbruch. Medienberichten zufolge wurden beide umgehend medizinisch erstversorgt.

Abschied von Bush

Stunden vor seiner Vereidigung zum neuen US-Präsidenten besuchte Obama mit seiner Frau Michelle die St. John´s Episcopal Church, die auch als "Gotteshaus der Präsidenten" bekannt ist, um den traditionellen Gottesdienst zu feiern. An dem Kirchgang nahmen unter anderen Vizepräsident Joe Biden und dessen Frau Jill teil.

Vor der Inaugurationsfeier kam es im Weißen Haus zu einem Treffen der Obamas mit dem scheidenden Präsidenten George W. Bush und dessen Frau Laura. Das Treffen im persönlichen Rahmen zwischen dem scheidenden und dem künftigen Präsidenten hat Tradition. Um 11 Uhr Ortszeit erreichte Barack Obama schließlich das Kapitol. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich dort bereits zwei Millionen Menschen versammelt. Nachdem der strikt konservative evangelikale Pastor Rick Warren ein Bittgebet gesprochen hatte, wurde Vizepräsident Joe Biden vereidigt, bevor schließlich Obama Dabei gingen dem Obersten US-Richter John Roberts, der Obama den Eid abnahm, die Nerven durch. Er sprach den Angelobungstext falsch vor, was zu Verwirrung und einem Verhaspler Obamas führte.

Mit Barack Obama haben die Vereinigten Staaten von Amerika knapp 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei den ersten schwarzen Präsidenten. Ein Faktum, auf das auch der amerikanische Botschafter in Wien verwies: "Wir haben eine sehr schwierige Vergangenheit und noch vor einigen Jahren hätte niemand geglaubt, dass ein Farbiger Präsident der USA sein würde... Heute feiern wir einen neuen Meilenstein mit dem ersten Afroamerikaner als Präsidenten." Obama repräsentiere den Amerikanische Traum, der es jedem Menschen möglich macht, es an die Spitze zu schaffen, so er hart genug dafür arbeitet.

Für Obama und Biden endet der Tag mit dem Besuch von zehn Bällen und Feiern bis tief in die Nacht. Nach ein paar Stunden Schlaf hat Obama heute, Mittwoch, einen arbeitsreichen Tag. Der 47-Jährige will seinen "Tag 1" im Amt symbolisch aufwerten und viele wichtige Entscheidungen von Irak-Krieg über Wirtschaftskrise bis hin zur Auflösung des Gefangenenlagers Guantanamo. Obama und seine Frau Michelle empfangen zudem Hunderte Besucher im Weißen Haus. Interessenten konnten sich im Internet um eine Karte bemühen. Obama will so zeigen, dass seine Regierung besonders bürgernah ist.

Zur Person

Barack Hussein Obama wurde am 4. August 1961 als Sohn eines schwarzen kenianischen Austauschstudenten und einer weißen Amerikanerin auf Hawaii geboren. Dort wuchs er die ersten Jahre auf. Nach der Trennung der Eltern heiratete die Mutter einen Indonesier und die Familie zog nach Jakarta, wo Obama bis 1971 zur Schule ging. Danach wuchs er bei seinen weißen Großeltern auf Hawaii auf.

1983 macht er den Bachelor in Politikwissenschaft an der Columbia University in New York. Danach ging er nach Chicago, wo er 1985-88 als Sozialarbeiter arbeitete. Anschließend studierte er drei Jahre Jus an der Eliteuniversität Harvard, wo er 1991 seinen Abschluss machte. 1992-2004 lehrte Obama an der Universität von Chicago Verfassungsrecht - und bereitete sich auf seine politische Karriere vor.

Er arbeitete in einer kleinen Kanzlei, die sich auf Bürgerrechte spezialisiert hatte. 1996 schaffte er den Sprung in den Senat des Bundesstaates Illinois, 2004 in den US-Senat in Washington. 2008 gewann er die Wahl zum US-Präsidenten und wurde am 20. Jänner 2009 angelobt.