Die Obamas kommen - und mit ihnen eine Rekordschar von bis zu zwei Millionen Anhängern, die den Amtseid des neuen Präsidenten auf den Stufen des Kapitols (18 Uhr MEZ) mit eigenen Augen verfolgen wollen. Washington zählt nur 600.000 Einwohner, noch nie haben sich so viele Menschen dort versammelt. Für die Verkehrsbetriebe und die 20.000 Sicherheitskräfte ist es ein Alptraum, für die restlos ausgebuchten Hotels der Stadt ein Segen, für die Obama-Anhänger der lange ersehnte Startschuss für eine neue politische Epoche. Eine Epoche, in der sie wieder stolz auf ihr Land sein können. Eine Epoche, in der die Welt auf eine erhöhte Dialogbereitschaft der USA hofft.

Obama reist in aller Öffentlichkeit. An Haltestellen, auf Parkplätzen, auf Überführungen, überall wird mit Trauben von Schaulustigen gerechnet. Tausende Polizisten werden die 220 Kilometer lange Strecke säumen. In Washington selbst erhalten die 4100 Beamten der Metropolitan Police Unterstützung von etwa ebenso vielen Kollegen aus anderen US-Staaten. "Das werden meines Wissens die umfangreichsten Sicherheitsvorkehrungen, die es bisher bei einer Amtseinführung gab", sagte Heimatschutzminister Michael Chertoff kürzlich in einem Interview.

Auch für einige Spediteure und Angestellte des Weißen Hauses ist der heutige Dienstag eine Herausforderung der besonderen Art. Während nämlich Zeremonien und Feierlichkeiten stattfinden, müssen sie die Übersiedlungen des neuen und alten Bewohners des Präsidentensitzes vollziehen. Dazu haben sie genau sechs Stunden Zeit.

Gesellschaftlicher Höhepunkt der Amtseinführung sind die offiziellen Präsidentenbälle. Auf zehn Bällen werden sich die Obamas in der Nacht auf Mittwoch präsentieren. Großes Glamour-Potenzial hat die künftige First Lady Michelle Obama, die bereits als Stilikone vom Range einer Jacqueline Kennedy gehandelt wird. "Niemand wird heller strahlen als sie", prophezeit die Washingtoner Stylistin Lana Orloff, die einige Gäste der Bälle berät. "Alle Augen werden auf sie gerichtet sein, und wir können nicht abwarten zu sehen, was sie tragen wird."

Traditionell sind die Präsidentenbälle eine Sache der Reichen und Mächtigen. In einem Bruch mit der Tradition haben die Obamas aber auch zu einem "Nachbarschaftsball" in Washingtons größte Messehalle geladen. Da können mehrere tausend Durchschnitts-Bürger zu günstigen Preisen den Machtwechsel feiern.

Die Festivitäten erinnern ein wenig an die Faschingszeit: Schließlich wartet am Ende von beiden die Fastenzeit. Wenige Tage vor seiner Amtseinführung hat Obama sein Land bereits auf schwierige Zeiten eingestimmt. "Wir erleben eine schwere Zeit, und noch schwerere Tage könnten vor uns liegen", sagte Obama am Samstag in seiner letzten Radioansprache, bevor er am Dienstag in das Weiße Haus einzieht. "Unsere Nation ist im Krieg. Unsere Wirtschaft durchlebt große Turbulenzen. Und es gibt so viel zu tun, um Frieden wiederherzustellen und Wohlstand zu steigern."

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