Die Signale, die im Vorfeld ausgesendet werden, könnten widersprüchlicher nicht sein: Im linken Parteiflügel der Demokraten macht sich Unmut breit, weil man glaubt, dass Obama diesen ausschalten will und eine für ihren Geschmack zu rechte Politik betreiben wird. Die Republikaner wiederum fürchten eine Expressfahrt in den Sozialismus und werfen Obama frühere Kontakte zu linksradikalen Kreisen vor.

Recht haben dürfte wohl keine der Positionen. Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass die extremen Vorwürfe Teil einer Taktik sind, ein vermeintlich unbeschriebenes politisches Blatt unter Druck zu setzen und in das eigene Lager zu treiben. Denn an Obamas Versprechen "Hoffnung" und "Wandel" lassen sich nun einmal keine realpolitischen Erwartungen knüpfen. Höchstens, dass er der Welt eine friedlichere Supermacht bringt und deren Image wieder aufpoliert. Auch im Ton, so hoffen viele, wird es zu einem Wandel kommen.

Erreicht hat er mit seiner Wahl jedenfalls weltweite Bewunderung für die USA und dass viele deren Einwohner wieder stolz auf ihr Land sind.

Vier geplante Schwerpunkte der neuen US-Regierung sind jetzt schon bekannt: Finanzen, Bildung, eine nationale Krankenversicherung und eine akzeptable Außenpolitik. Für ersteren hat Obama bereits Maßnahmen bis zu 775 Milliarden Dollar eingeplant. An letzteren stellt er den Anspruch eines Neubeginns. Leicht wird der allerdings nicht. Ein erster Rückschlag zeichnet sich schon jetzt ab, denn Obama hat erklärt, das Gefangenenlager Guantanamo nicht wie versprochen innerhalb der ersten 100 Tage seiner Präsidentschaft schließen zu können.

Gleichzeitig verliert Obama in der arabischen Welt zusehends an Terrain. Denn im Nahen Osten tobt ein Krieg und Obama hat sich dazu noch nicht zu Wort gemeldet. Es gebe nun einmal nur einen amtierenden Präsidenten, lautet die Erklärung aus Obamas Lager. Doch hat ihn das anderenorts - wie zum Beispiel bei der Finanzkrise - nicht gehindert, schon jetzt Pläne und Zahlen auf den Tisch zu legen. Auch hat Obama die Anschläge von Mumbai mit Nachdruck verurteilt. Allzu abwegig ist die Funkstille allerdings nicht, denn bis Obama sein Amt antritt, dürfte der Krieg wieder abklingen und Obama die Möglichkeit geben, sich ungefährdeter einzumischen

Auch innenpolitisch muss Obama jetzt schon ein wenig aufpassen, schließlich stehen nächstes Jahr Kongresswahlen an. Daher hat er wohl nach anfänglichem Zögern dem Wunsch vieler Parteikollegen nachgegeben und die Möglichkeit eingeräumt, juristische Schritte gegen die Verantwortlichen für Irak-Krieg und Folter einzuleiten. Wie weit das gehen wird, wird aber wohl erst nach seiner Angelobung bekannt.

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