Aber auch die Gespräche mit seinen künftigen Amtskollegen drehten sich hauptsächliche um die Finanzkrise. Die ersten Kontakte gab es mit Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dem britischen Premierminister Gordon Brown, der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper, Israels amtierenden Ministerpräsidenten Ehud Olmert, Japans Regierungschef Taro Aso und dem mexikanischen Präsident Felipe Calderón.
Frankreich will auf dem Weltfinanzgipfel am 15. November in Washington ein 100-Tage-Programm für eine internationale Finanzreform vorschlagen. Der G-20-Gipfel von Industrie- und Schwellenländern in Washington wird noch von dem scheidenden Präsidenten George W. Bush geleitet. Es heißt, Obama werde auch in den Ende kommender Woche geplanten Welt-Finanzgipfel eingebunden, der in Washington stattfindet. Es wird erwartet, dass Obama in Kürze die Namen zur Besetzung finanzpolitischer Schlüsselpositionen bekanntgibt.
Die Wirtschaft war laut Umfrage für die Mehrheit der Wähler das wichtigste Thema im abgelaufenen Wahlkampf. Obama habe bereits angekündigt, was nötig sei: die Mittelschicht stärker zu berücksichtigen, sagte Lawrence Summers, Finanzminister unter Ex-Präsident Bill Clinton und Mitglied von Obamas Beraterteam.
Obama lässt sich Zeit
Auch wenn die Zeit für die Nominierung eines neuen Finanzministers drängt, wird vermutet, dass Obama in dieser Woche noch keine Kabinettsmitglieder ernennen wird. Eine sorgfältige Auswahl habe für den gewählten Präsidenten Vorrang vor Geschwindigkeit, erklärten seine Berater. Das Wochenende will Obama zurückgezogen zu Hause in Chicago verbringen, um nach dem anstrengenden Wahlkampf eine Verschnaufpause zu machen. Der Einladung des scheidenden Präsidenten George W. Bush zu einem Besuch im Weißen Haus wollen Obama und seine Frau Michelle am Montag folgen.
Einzig den Posten des Stabschefs hat Obama mit Rahm Emanuel bereits besetzt - und damit gegenteilige Reaktionen ausgelöst. "Unser Mann im Weißen Haus", schrieb die israelische Tageszeitung "Yediot Ahronot" am Freitag über die Ernennung des jüdischen Kongressabgeordneten zum Stabschef. Eine Sache sei gewiss: "Das Weiße Haus wird Israel sehr gut verstehen", heißt es weiter. Dagegen zeigte sich die Palästinenser-Führung enttäuscht von der ersten Personalentscheidung Obamas. Mitarbeiter aus dem Umfeld von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas äußerten die Sorgen, dass Emanuel voreingenommen gegenüber Israel sein könnte. Als Gründe dafür wurden angeführt, dass Emanuel während des Golf-Krieges von 1991 als freiwilliger Zivilist Dienst in der israelischen Armee geleistet haben soll.
Gleichzeitig setzt man in der UNO große Hoffnung in Obama. Die Atomkontrolleure der Vereinten Nationen erhoffen sich vom Amtsantritt des designierten Präsidenten Fortschritte beim Atomstreit mit dem Iran. Ebenso setzt die UNO in der Klimapolitik große Hoffnung auf den neuen Präsidenten, der angekündigt hat, dass die USA im Kampf gegen den Klimawandel eine Führungsrolle übernehmen werden.