Es war knapp nach Mitternacht (Ortszeit), als der Sieger der amerikanischen Präsidentenwahl, Barack Obama, im Grant-Park seiner Heimatstadt Chicago diese Worte an rund 200.000 Anhänger richtete, die gekommen waren, um den historischen Sieg des ersten schwarzen Präsidenten zu feiern.

Barack Obama: Amerika ist der Ort, wo alles möglich ist. Foto: ap/Pablo Martinez Monsivais
Barack Obama: Amerika ist der Ort, wo alles möglich ist. Foto: ap/Pablo Martinez Monsivais

"Amerika ist der Ort, wo alles möglich ist", rief Obama seinen Wählern zu und erinnerte daran, dass viele von ihnen stundenlang darauf gewartet hatten, ihre Stimme abgeben zu können. "Viele von ihnen zum ersten Mal in ihrem Leben, weil sie glaubten, dass es dieses Mal anders sein muss, dass ihre Stimmen diesen Unterschied ausmachen können. Es hat eine lange Zeit gedauert, aber heute Abend ist der Wandel in Amerika angekommen - weil wir es geschafft haben am Tag dieser Wahl in diesem entscheidenden Augenblick."

"Etwas früher an diesem Abend habe ich einen außergewöhnlich freundlichen Anruf von Senator McCain erhalten", erzählt Obama "Senator McCain hat lange und hart in diesem Wahlkampf gekämpft. Und er hat noch länger und härter für das Land gekämpft, das er liebt. Er hat Opfer für Amerika ertragen, die sich die meisten von uns noch nicht einmal im Ansatz vorstellen können. Uns geht es besser dank des Dienstes, den dieser tapfere und selbstlose Führer geleistet hat."

McCain rief zum Schulterschluss auf

Seine Anhänger hören Obama fasziniert zu, auch wenn er von seinem politischen Gegenüber spricht - nicht so wie die republikanischen Parteigänger, die in Arizona jedesmal gebuht hatten, wenn in McCains Rede der Nama Obama fiel.

McCain hatte in einer würdigen Rede an seine Anhänger gemeint, dass es weh tue, nicht gewonnen zu haben, dass es jetzt aber Zeit sei, geschlossen hinter dem gewählten Präsidenten zu stehen.

"Selbst wenn wir heute Abend hier stehen, wissen wir, dass tapfere Amerikaner in den Wüsten im Irak und in den Bergen Afghanistans aufwachen, um ihr Leben für uns zu riskieren." sagte Obama. "Da sind Mütter und Väter, die wach liegen, wenn die Kinder schon eingeschlafen sind, und sich fragen, wie sie die Hypothek finanzieren oder ihre Arztrechnung bezahlen oder genug sparen für den Hochschulunterricht ihres Kindes".

"Die Straße vor uns wird lang sein. Unser Anstieg wird steil sein. Wir werden nicht in einem Jahr oder selbst in einer Amtszeit dort ankommen. Aber, Amerika, ich war nie hoffnungsvoller als heute Abend, dass wir dort hinkommen werden", umreißt der neue Präsident die Schwierigkeit der vor ihm liegenden Aufgaben. "Yes we can! Yes we can! Yes we can!" ruft die Menge.

"Es wird Rückschläge und falsche Ansätze geben. Es gibt viele, die nicht mit jeder Entscheidung oder jeder Politik einverstanden sein werden, die ich als Präsident mache. Und wir wissen, dass die Regierung nicht jedes Problem lösen kann. Aber ich werde immer ehrlich mit euch umgehen, wenn es um die Herausforderungen geht, die vor uns liegen. Ich werde euch zuhören, vor allem, wenn wir verschiedener Meinung sind", verspricht Obama seinen Anhängern.

"Lasst uns daran denken, dass uns diese Finanzkrise - wenn überhaupt - gelehrt hat, dass wir keine blühende Wall Street haben können, während die Main Street (die einfachen Leute) leidet.

Und an diejenigen Amerikaner, deren Unterstützung ich erst noch erlangen muss: Ich mag heute nicht eure Stimme bekommen haben, aber ich höre eure Stimmen. Ich brauche eure Hilfe. Und ich werde auch euer Präsident sein."

Obama erinnerte daran, dass er aus jenem Bundesstaat kommt, aus dem auch der große republikanische Präsident Abraham Lincoln stammte, und streckte den politischen Gegnern die Hand entgegen.

"Heute Abend haben wir einmal mehr bewiesen, dass die wahre Stärke unserer Nation nicht von der Macht unserer Waffen oder dem Ausmaß unseres Wohlstands kommt, sondern von der andauernden Kraft unserer Ideale: Demokratie, Freiheit, Chancengleichheit und unablässige Hoffnung".

In der berührenden Schlussphase seiner Rede würdigte Barack Obama die 106-jährige Ann Nixon Cooper, die älteste Wählerin, die seinerzeit aus zwei Gründen nicht wählen durfte: Weil sie Frau ist und wegen ihrer Hautfarbe.