Bei den Themen Außen- und Sicherheitspolitik seien die beiden Politiker etwa gleich gut beurteilt worden. In Umfragen führt Obama vier Wochen vor der Wahl deutlich vor McCain.

In ihrer zweiten Fernsehdebatte am Dienstagabend hatten die Kandidaten ihre gegenseitigen Attacken verschärft. So warf McCain seinem Rivalen unter anderem im Hinblick auf den Irak-Krieg vor, die Sicherheitsbedürfnisse des Landes nicht zu verstehen. Der von ihm geplante Rückzug aus dem Irak komme einer Niederlage gleich. Umgekehrt hielt Obama McCain krasse Fehlurteile in der Irak-Politik vor. Obama erklärte, der Krieg koste die USA jedes Monat 10 Milliarden Dollar, Geld, das dringend für die Sanierung des Finanzsystems gebraucht würde.

Im Zeichen der Finanzkrise

Das 90-minütige TV-Duell an der Belmont University stand in weiten Teilen im Zeichen der schweren US-Finanzkrise. So nannte Obama die gegenwärtigen Probleme ein "endgültiges Urteil über acht Jahre verfehlter Politik" des republikanischen Präsidenten George W. Bush und von McCain, der wiederholt Regulierungen abgelehnt habe. Während der Amtszeit von Präsident George W. Bush habe die Regierung weitgehend auf Markteingriffe im Finanzsektor verzichtet und sei davon ausgegangen, dass "der Wohlstand auf uns alle herabregnen wird. Das ist nicht passiert", sagte der Senator von Illinois. Auf Fragen, wen sie im Fall eines Wahlsieges als Finanzminister berufen würden, erwähnten beide den Milliardär Warren Buffett als Kandidaten, lehnten aber eine Festlegung ab.

Den von der Finanzkrise betroffenen Mittelschichten sicherten beide Kandidaten zwar Hilfen zu. Über die Art und Weise gingen die Meinungen in der Debatte aber auseinander. McCain schlug vor, dass der Staat die Hypotheken von in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Hausbesitzern aufkaufen solle. Diese Hypotheken sollten durch solche mit festen Zinssätzen ersetzt werden. Obama sagte, nicht nur die Akteure an der Wall Street benötigten ein Rettungspaket, sondern auch die einfachen Arbeitnehmer. Dazu gehörten Steuererleichterungen. "Wir befinden uns in der schwersten Finanzkrise seit der der Weltwirtschaftskrise" Ende der 20er Jahre, sagte er.

McCain erklärte, die schwierige Wirtschaftslage mache eine Kürzung von Sozialleistungen notwendig. Beide Kandidaten waren sich einig, dass das Sozial- und Gesundheitssystem reformiert werden müsse. An einem Punkt allerdings schlug McCain einen schärferen Ton an, als er Obama vorwarf, dessen Steuerpläne zu verstehen, sei wie der Versuch, "einen Pudding an die Wand zu nageln".

Stichwort: Steuerpolitik

Über die Steuerpolitik kam es zu einem heftigen Schlagabtausch. So hielt McCain seinem Rivalen vor, er wolle im Falle eines Wahlsieges die Steuern für 60 Prozent der Kleinunternehmer erhöhen. Insgesamt habe der Demokrat als Senator in 95 Prozent aller Fälle für Steuererhöhungen oder gegen Kürzungen votiert. Obama seinerseits bekräftigte, wer 200.000 Dollar oder weniger im Jahr verdiene, könne im Fall seiner Präsidentschaft mit Steuerkürzungen rechnen.

Auch in der Außenpolitik gerieten die beiden Kandidaten aneinander. McCain warf seinem Rivalen vor, unbedacht mit einem Angriff auf Pakistan zu drohen und damit die Verbündeten in Islamabad zu verärgern. Die USA müssten "sanft reden, aber eine großen Knüppel tragen", zitierte der Senator aus Arizona Obama einen Ausspruch des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt. Obama hielt McCain daraufhin ein im Internet aufgetauchtes Video vor, in dem der Republikaner über eine Bombenangriff auf den Iran singt.

Im "Town-Hall-Format"

Die TV-Debatte im "Town-Hall-Format", bei der die Kandidaten Fragen aus dem Publikum und via Internet beantworteten, war angesichts jüngster Meinungsumfragen mit besonderer Spannung erwartet worden. Danach konnte Obama im Zuge der Finanzkrise seinen Vorsprung vor McCain US-weit auf acht Prozent ausbauen. Experten hatten das TV-Duell vor diesem Hintergrund als eine der möglicherweise letzten Gelegenheiten für McCain bewertet, den Abwärtstrend zu stoppen. Aus der ersten TV-Debatte vor zwei Wochen war Umfragen zufolge Obama als Sieger hervorgegangen. (APA)