Obama ist der erste Schwarze in der Geschichte der USA, der von einer großen Partei in das Rennen um das Weiße Haus geschickt wird. Der Parteitag der Republikaner beginnt am Montag. Der 47-jährige Obama und McCain, der am heutigen Freitag 72 Jahre wird, lagen in jüngsten Umfragen faktisch gleichauf.
In seiner 44 Minuten langen Rede warf Obama dem amtierenden Präsidenten vor, seine Politik sei gescheitert. Der republikanische Kandidat John McCain aber biete keine Gewähr für einen grundlegenden Politikwechsel, da er Bush die meiste Zeit unterstützt habe.
Obama versprach einen umfassenden Wechsel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik zugunsten von Arbeiterfamilien und der Mittelschicht. "Wir messen die Stärke unserer Wirtschaft nicht an der Zahl der Milliardäre, die wir haben", sagte Obama. Die Wirtschaft müsse die Würde der Arbeit respektieren. Dazu gehöre auch, dass eine Kellnerin ohne Angst um ihren Arbeitsplatz einen Tag frei nehmen könne, um nach ihrem kranken Kind zu sehen.
Zur Energie- und Klimapolitik versprach Obama, die Abhängigkeit vom Öl aus dem arabischen Raum in den nächsten zehn Jahren zu beenden, auch im Interesse der Zukunft des Planeten. Als Alternativen nannte er Erdgas, eine "saubere Kohlentechnik" und "Wege, um die Atomkraft sicher zu nutzen". Außerdem sollten innerhalb von zehn Jahren 150 Milliarden Dollar in erneuerbare Energiequellen investiert werden.
In der Außenpolitik stellte Obama einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak in Aussicht: "Ich werde diesen Krieg im Irak verantwortungsvoll beenden, ebenso wie den Kampf gegen Al-Kaida und die Taliban in Afghanistan." Er werde aber als Oberbefehlshaber auch "nie zögern, diese Nation zu verteidigen".
Obama wurde am Mittwoch offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ernannt. Seine Rede zum Abschluss der viertägigen Versammlung in Denver fiel auf den 45. Jahrestag der programmatischen Rede des Bürgerrechtlers Martin Luther King mit den Worten "I Have a Dream".
Nach einer neuen Umfrage des Instituts Gallup ist es Obama während des Parteitags gelungen, seinen Vorsprung vor dem Republikaner McCain zurückzuerlangen. Demnach führte er in der Wählergunst mit 48 zu 42 Prozent. Es ist allerdings üblich, dass die Kandidaten gestärkt aus ihrem Wahlparteitag hervorgehen, und die Versammlung der Republikaner steht erst in der nächsten Woche an.
McCain hat sich nach Angaben aus seiner Umgebung inzwischen entschieden, mit welchem Stellvertreter er in den Wahlkampf ziehen will. Dabei verstärkten sich die Erwartungen, dass der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner werden könnte. Pawlenty sagte am Donnerstag mehrere Termine kurzfristig ab, darunter auch ein Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Der Gouverneur wird dem rechten Flügel der Republikaner zugerechnet, während McCain als vergleichsweise liberal gilt. APA/AP/Reuters)