"Am 4. November müssen wir aufstehen und sagen: Acht sind genug." Die Zuschauer im Stadion jubelten ihrem Hoffnungsträger zu und wiederholten in Sprechchören: "Eight is enough". Die Gleichsetzung der Politik seines republikanischen Rivalen John McCain mit der Bushs war ein Leitmotiv der 44 Minuten langen Rede. Bushs Politik sei gescheitert und McCain biete keine Gewähr für einen grundlegenden Politikwechsel, da er Bush die meiste Zeit unterstützt habe.

Umfassenden Wechsel versprochen

Obama versprach einen umfassenden Wechsel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik zugunsten von Arbeiterfamilien und der Mittelschicht. "Wir messen die Stärke unserer Wirtschaft nicht an der Zahl der Milliardäre, die wir haben", sagte Obama. Die Wirtschaft müsse die Würde der Arbeit respektieren. Dazu gehöre auch, dass eine Kellnerin ohne Angst um ihren Arbeitsplatz einen Tag freinehmen könne, um nach ihrem kranken Kind zu sehen. Es sei Zeit, den amerikanischen Traum wiederzubeleben, der jedem faire Chancen eröffne. Obama kündigte an, im Fall eines Wahlsieges 95 Prozent der Familien steuerlich entlasten zu wollen. "Steuerschlupflöcher" sollen gestopft und Steuervergünstigungen für Konzerne und Reiche gestrichen werden.

Zur Energie- und Klimapolitik versprach Obama, die Abhängigkeit vom Öl aus dem arabischen Raum in den nächsten zehn Jahren zu beenden. Als Alternativen nannte er Erdgas, eine saubere Kohlentechnik und Wege, um die Atomkraft sicher zu nutzen. Außerdem sollten innerhalb von zehn Jahren 150 Milliarden Dollar (101,6 Mrd. Euro) in erneuerbare Energiequellen investiert werden.

In der Außenpolitik stellte Obama einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak in Aussicht: "Ich werde diesen Krieg im Irak verantwortungsvoll beenden, ebenso wie den Kampf gegen Al Kaida und die Taliban in Afghanistan." Er werde aber als Oberbefehlshaber auch nie zögern, die Nation zu verteidigen. Im Atomkonflikt mit dem Iran würde er das Mittel einer harten, direkten Diplomatie anwenden, um Teheran zu hindern, Atomwaffen zu bekommen.

Obama war am Mittwoch offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ernannt worden.

Nach einer neuen Umfrage des Instituts Gallup konnte Obama seinen Vorsprung auf McCain wieder zurückgewinnen. Er führt nun mit 48 zu 42 Prozent, doch ist es üblich, dass Kandidaten gestärkt aus dem Wahlparteitag hervorgehen. Jener der Republikaner beginnt am Montag.

Warten auf McCains Vizekandidaten

McCain hat sich nach Angaben aus seiner Umgebung inzwischen für seinen Vizepräsidentschafts-Kandidaten entschieden. Die Anzeichen verdichteten sich, dass es sich dabei um den Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, handeln wird. Pawlenty sagte am Donnerstag mehrere Termine kurzfristig ab.