Egal, ob sie während der Vorwahlen für sie selbst oder für Obama gestimmt hätten, "jetzt ist die Zeit gekommen, sich als eine Partei mit einem Ziel zu versammeln", sagte Clinton am Dienstag (Ortszeit) in einer frenetisch bejubelten Rede auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Denver. "Barack Obama ist mein Kandidat, und er muss unser Präsident sein."

Sie habe nicht "35 Jahre lang in den Schützengräben" der Politik verbracht und die letzten acht Jahre unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush über sich ergehen lassen, um nun noch mehr "ungenügende Führung" durch die Republikaner zu erleiden, betonte die Senatorin: "Niemals, auf keinen Fall, kein McCain", rief Clinton mit Blick auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain.
Während der Vorwahlen hatten sich Clinton und Obama eine erbitterte Auseinandersetzung um die Kandidatur ihrer Partei geliefert, die Clinton schließlich verlor. Die 18 Millionen Wähler, die in den Vorwahlen für Clinton stimmten, sind von entscheidender Bedeutung für Obama, der in Umfragen seinen Vorsprung vor McCain eingebüßt hat.
Die Rede der New Yorker Senatorin war umjubelter Höhepunkt des zweiten Tages der "Democratic National Convention", nachdem Michelle Obama ihren Mann am Vortag als patriotischen Familienvater präsentiert hatte. Die offizielle Wahl zum Präsidentschaftskandidaten war am Mittwoch geplant. Am Donnerstag will Obama dann vor 75.000 Menschen die Kandidatur annehmen und seine Anhänger auf die Präsidentschaftswahl am 4. November einschwören. Der republikanische Kandidat McCain wird in der nächsten Woche in Minneapolis offiziell gekürt.
Kritik an McCain
Am zweiten Tag ihrer Wahlversammlung verschärften die Demokraten ihre Kritik an McCain. Mehrere Redner warfen dem Senator vor, lediglich die Politik von Präsident George W. Bush zu verlängern. "John McCain verspricht mehr von demselben", sagte der frühere Gouverneur von Virginia, Mark Warner, als einer der Hauptredner am Dienstag. Die Politik der Republikaner bedeute jeden Monat Ausgaben von zehn Milliarden Dollar (6,85 Mrd Euro) im Irak, sagte Warner, der sich um einen Sitz im Senat bewirbt. "Das ist nicht richtig, das sind vier weitere Jahre, die wir uns nicht leisten können." Der demokratische Kandidat Obama aber stehe für eine andere Vision und einen anderen Plan. "Das Rennen ist eröffnet", sagte Warner. "Amerika hat nie Angst vor der Zukunft gehabt, und wir sollten jetzt nicht damit anfangen."
Auch demokratische Gouverneure von mehreren US-Staaten bekundeten ihre Unterstützung für Obama. Eine Wahl McCains ins Weiße Haus würde eine dritte Amtszeit für Bush bedeuten, sagte der New Yorker Gouverneur David Paterson. "Wenn er die Antwort ist, dann muss die Frage ein Witz sein."
Hingegen sprachen die Republikaner Obama die Eignung für das Amt des US-Präsidenten ab. Der ehemalige Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney sagte am Dienstag in Denver: "Barack Obama ist eine charmante und anständige Persönlichkeit mit einer liebenswerten Familie, aber er ist nicht bereit für die Präsidentschaft." Unter Obama würden die USA weniger Wohlstand und weniger Sicherheit erleben, sagte Romney.
Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts leitet im Auftrag der Wahlkampfführung McCains eine Parteidelegation am Tagungsort der Demokraten. Dies nährte die Spekulationen, dass McCain Romney als seinen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten benennen könnte. Es wird erwartet, dass McCain seine Entscheidung in den nächsten Tagen bekanntgibt.
Keine Pläne für Attentat
Nach der Festnahme von drei Männern wegen angeblicher Attentatspläne auf Barack Obama haben die US-Behörden Entwarnung gegeben. Es gebe "keine ausreichenden Beweise" dafür, dass die drei Verdächtigen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten auf dem Nominierungsparteitag in Denver ermorden wollten, sagte der zuständige Staatsanwalt. Bei den Verdächtigen handle es sich um notorische Drogenkonsumenten, die Obama in Polizeiverhören rassistisch beschimpft hätten. Pläne für ein Attentat seien aber nicht gefunden worden.(APA)