Zum anderen gilt die von den Statistikern festgestellte Uneinholbarkeit Obamas lediglich für die Delegierten, die über die Vorwahlen in den Bundesstaaten bestimmt werden. Doch abseits dieser 3253 Delegierten gibt es noch die sogenannten Superdelegierten - 794 an der Zahl. Sie machen gut ein Fünftel der Entscheidungsträger aus, die bei den Demokraten den Präsidentschaftskandidaten bestimmen. Dabei handelt sich um Würdenträger der Partei wie beispielsweise Ex-Präsidenten, Gouverneure oder Abgeordnete.

Im Gegensatz zu den normalen Delegierten werden sie weder unmittelbar gewählt, noch auf einen Kandidaten festgelegt und sind bis zum Schluss völlig frei in ihrer Entscheidung. Zwar haben etwa 500 von ihnen bereits ihre Präferenz für den einen oder die andere erklärt, doch wie diese tatsächlich entscheiden, wird man erst am Tag der National Convention erfahren, bei der endgültigen Abstimmung zur Kandidatenkür.
Diese Superdelegierten stehen nämlich im Ruf, äußerst windige politische Wesen zu sein, die ohne weiteres eine Stimmzusage geben, während sie mit der Konkurrenz bereits den Dolchstoß vorbereiten.
Nüchtern betrachtet liegt Hillary Clinton bei der Zwischenbilanz an gewonnenen Delegierten um 162 Stimmen zurück. Und das ist grundsätzlich nichts, was sich nicht aufholen ließe, zumal die Vorwahlen in einigen stimmgewichtigen Staaten ausstehen und etwa 300 Superdelegierte noch überhaupt keine Präferenz abgegeben haben. Dazu hat Clinton bereits vor Monaten eine Task-Force ins Leben gerufen, die seither nichts anderes tut, als rund um die Uhr die Stimmen der Superdelegierten zu keilen.
Ob diese Investition von Erfolg gekrönt sein wird, könnte von den nächsten Wahlen abhängen und davon, ob Clinton auf der Zielgeraden noch in Schwung kommen kann. Im Moment stehen die Vorzeichen nicht schlecht, denn Obama schwächelt erstmals seit langem.
Dessen unbeschadet bleibt er der haushohe Favorit, schließlich ist ihm die Stimmenmehrheit bei den normalen Delegierten so gut wie sicher. Somit wird eine Clinton-Unterstützung für jeden Superdelegierten zur Gewissensfrage, denn im Falle ihres Sieges würde das ein schiefes Licht auf das Demokratieverständnis der Demokraten werfen.
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