Er distanzierte sich erneut von seinem langjährigen Pastor Jeremiah Wright, der den USA eine Mitschuld an den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegeben hatte.

Obama betonte, er verstehe die Emotionen auf beiden Seiten und sprach von einem Stillstand, in dem die Gesellschaft seit Jahren gefangen sei. "Aber die Wut ist real", sagte Obama. "Sie zu verurteilen, ohne ihre Wurzeln zu kennen, verstärkt nur die gewaltigen Missverständnisse zwischen den Rassen."
Der Senator warnte davor, die Rassenfrage zum zentralen Wahlkampfthema in den USA zu missbrauchen. Obama forderte die Amerikaner auf, sich ungeachtet der noch immer bestehenden Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen den wahren Problemen zu widmen. Dazu gehörten die Gesundheitsversorgung, die Wirtschaftslage und der Irakkrieg. Die "Rassenkarte" sollte im Kampf um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten keine Rolle spielen.
Obama distanzierte sich erneut scharf von seinem früheren Pastor Jeremiah Wright. Dieser hatte in einer Predigt vehement gegen die Herrschaft der "reichen Weißen" gewettert und "Gott verdamme Amerika" gefordert. Obama nannte die derzeit ständig im US-Fernsehen wiederholten Äußerungen Wrights "abwegig", "inakzeptabel" und "unentschuldbar". Der Geistliche habe "die Größe und das Gute der USA herabgewürdigt".
Schlechte Umfragewerte
Barack Obamas Umfragewerte im US-Präsidentschaftswahlkampf sind dramatisch eingebrochen. Im Rennen um die Kandidatur der Demokraten büßte der Senator aus Illinois seinen komfortablen Vorsprung von 14 Prozentpunkten auf seine innerparteiliche Rivalin Hillary Clinton nahezu komplett ein.
Im direkten Vergleich mit dem Kandidaten der Republikaner, John McCain, geriet er zudem nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage von Reuters und Zogby erstmals in Rückstand, nachdem er im Februar noch klar in Führung lag. McCain drehte das Ergebnis zu seinen Gunsten um. 46 Prozent der Befragten gaben nun an, für den Senator aus Arizona zu stimmen. Nur noch 40 Prozent bevorzugten Obama.
Gegen Clinton würde McCain ebenfalls gewinnen, und zwar mit 48 zu 40 Prozent. Der New Yorker Senatorin gelang es somit immerhin, etwas Boden gutzumachen. Im Februar lag sie noch zwölf Punkte hinter McCain.
Zu Obama konnte sie in der aktuellen Umfrage fast aufschließen, nachdem er im Februar dank seiner Siegesserie bei den Vorwahlen erstmals auch landesweit in Führung gegangen war. Obama liegt zwar mit 47 zu 44 Prozent immer noch vorne, doch statistisch ist der Vorsprung angesichts einer Fehlerquote von 4,4 Prozent praktisch vernachlässigbar.
Nach Einschätzung von Meinungsforscher John Zogby machten Obama vor allem die vergangenen zwei Wochen zu schaffen. Clinton verschärfte in dieser Zeit ihre Angriffe gegen Obama. Zugleich geriet er wegen seines früheren Pastors unter Druck, der unter anderem den USA vorwarf, rassistisch zu sein.
Der "Feuersturm des Protestes" wegen der Predigt belege aber auch, dass der Weg zu bürgerlicher Gleichheit und friedlichem Nebeneinander zwischen den Rassen noch lange nicht beendet sei, betonte Obama. Deshalb dürfe die Rassenfrage auch nicht ignoriert und verdrängt werden. Noch immer seien schwarze Amerikaner in vieler Hinsicht oft benachteiligt. Dagegen glaubten Weiße, keine Privilegien zu haben. "Wut und Bitterkeit der Rassentrennung bestehen noch".
Wright, Pastor einer Kirchengemeinde in Chicago, hatte am Sonntag nach dem 11. September 2001 erklärt, die USA hatten die Anschläge mitverursacht.