Unterm Strich sagen die meisten Medien dasselbe: Bei der Wahl heute, Dienstag, geht es für Clinton um Sein oder Nichtsein. Schließlich hat eine wahre Obama-mania das Land erfasst. Elf Staaten in Folge hat der afroamerikanische Kandidat bereits gewonnen. Spätestens jetzt müsste die 60-Jährige den 46-Jährigen stoppen, denn sowohl Texas als auch Ohio gelten als Hochburgen der ehemaligen First Lady. Sollte sie auch die noch verlieren, so würden wohl die Stimmen lauter werden, die von Clinton fordern, sich ehestmöglich geschlagen zu geben.

Von Papierform keine Änderung erwartet

Dieser Schluss erscheint umso erstaunlicher, als sich von der Papierform her nach der Wahl nicht viel ändern dürfte. Die Demokraten wählen ihren Kandidaten nämlich nach dem Verhältniswahlrecht. Das heißt, dass die Delegierten eines Staates (in Texas sind das beispielsweise 228) gemäß den bei der Wahlen erhaltenen Stimmenanteilen auf die Kandidaten aufgeteilt werden. Ganz im Gegensatz zu den Republikanern, bei denen der Sieger eines Staates auch all dessen Delegiertenstimmen erhält.

Jüngste Umfragen sahen für Dienstag keinen klaren Favoriten: Der Senator aus Illinois liegt in Texas mit 48 Prozent knapp vor der ehemaligen First Lady, die auf 45 Prozent Zustimmung hoffen kann. Das ergab eine Umfrage des Fernsehsenders Fox News vom Freitag. In Ohio schwindet Clintons Vorsprung, aber er scheint immer noch deutlich: 46 Prozent sprachen sich für die New Yorker Senatorin aus, 38 Prozent für Obama.

Bei den Vorwahlen am Dienstag in den zwei bevölkerungsreichen Staaten Ohio und Texas sowie in Rhode Island und Vermont sind insgesamt 370 Delegiertenstimmen zu holen. Derzeit führt Obama mit 1383 Stimmen vor Clinton mit 1276. Um die Nominierung zu gewinnen, sind 2025 nötig.

Bill Clinton setzt seine Frau unter Druck

Obama hat also einen Vorsprung, doch der ist noch lange nicht entscheidend. Auch Clinton hatte bereits mit einem Vorsprung von rund hundert Delegiertenstimmen und hat derzeit das Nachsehen. Es gilt zudem als unwahrscheinlich, dass es einem der beiden Kandidaten gelingen könnte, bis zum Nationalkonvent der Demokraten im August die Mehrheit der Delegiertenstimmen zu erringen und sich so frühzeitig für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat zu qualifizieren.

Und doch ist überall von Hillarys letzter Chance die Rede. Das liegt daran, dass es Obama geschickt verstanden hat, allen Druck auf Clinton abzuwälzen - nicht zuletzt durch seine Siegesserie. Diese Obama-Stimmung schafft offenbar Fakten und treibt Clinton in eine Situation des Gewinnenmüssens. Das attestierte sogar ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, der erklärte: Sollten nicht wenigstens die Texaner für seine Frau stimmen, dann "denke ich, kann sie es nicht werden".

Bei den Republikanern ist bereits alles so gut wie entschieden. Senator John McCain liegt praktisch uneinholbar vor Mike Huckabee. Der 71-Jährige wird wohl für seine Partei in die Präsidentschaftswahl Anfang November ziehen.