Clinton setzt vor allem darauf, dass am 4. März in Texas und Ohio ihr traditioneller Wählerstamm mobilisiert werden kann. In Texas ist dies der große Bevölkerungsanteil lateinamerikanischer Abstammung, der sie bisher immer unterstützt hat. In Ohio wiederum leben Millionen Arbeiter im klassischen Sinne - eine weitere starke Basis der Clintons. Ferner hofft die New Yorker Senatorin, ihren Rivalen aus Illinois bei zwei anstehenden Fernsehdebatten in die Schranken verweisen zu können.

Der demokratische Parteistratege Garry South ist dennoch skeptisch, ob Clintons Rechnung noch aufgehen kann. Seiner Ansicht nach hat die Kampagne Obamas eine solche Eigendynamik entwickelt, dass sein Sieg fast schon zum Selbstläufer geworden ist. Clintons Chance, dies zu stoppen, sei mit jeder Vorwahlniederlage geringer geworden. In Wisconsin hätte sie unbedingt gewinnen müssen, um eine Wende einzuleiten. Zumindest aber hätte sie dort nur ganz knapp verlieren dürfen und nicht mit einem Stimmenanteil von lediglich 41 Prozent, meint South.
In der Tat verfügt Wisconsin über ein ähnliches Wählerpotenzial wie Ohio. Auch hier gibt es viele Arbeiter ebenso wie einen hohen Anteil älterer Demokraten. Wählernachfragen nach der Abstimmung vom Dienstag haben jedoch gezeigt, dass Obama genau in diese Klientel einbrechen konnte - dass er also viele Stimmen von weniger gebildeten Weißen und Frauen gewann, während Jungwähler, Intellektuelle und Schwarze ihm weiterhin die Treue hielten.
Darüber kann Analysten zufolge auch der Hinweis vieler Clinton-Anhänger nicht hinwegtäuschen, nur die Intellektuellen in Wisconsin hätten den Ausschlag zugunsten Obamas gegeben. Und die Vorstellung, dass dieselben Wählergruppen sich in Ohio ganz anders verhalten sollten als in Wisconsin, will nicht einleuchten, wie South betont. Er kann denn auch kein Verständnis dafür aufbringen, dass Clinton praktisch bis vergangenen Samstag überhaupt keinen Wahlkampf in Wisconsin gemacht hat, während Obama dort wochenlang präsent war.
Das Clinton-Team gibt sich dennoch zuversichtlich. "Texas ist einer dieser großen unabhängigen Staaten", betont der dortige Wahlkampfleiter der Senatorin, Ace Smith, unter Anspielung auf die vielbeschworene Eigendynamik der Obama-Kampagne. Sein Kollege aus Ohio, Robby Mook, meint ebenfalls, dass sich die dortigen Wähler nicht von Favoriten-Prognosen beirren ließen.
Zurzeit liegt Clinton in beiden Staaten laut Meinungsumfragen noch in Führung. Doch Obama hat zwei Wochen Zeit für einen effektiven Wahlkampf, zumal er immer noch über genug Geld verfügt. Und dass er diese Chance nutzen wird, daran zweifelt niemand.