Ab sechs Uhr Früh standen Mitglieder der Wahlkomitees parat und vor den Wahllokalen die Amerikaner in der Schlange. Hier, im Herzen des Stadtteils Harlem, mit seiner mehrheitlich schwarzen und hispanischen Bevölkerung, ist die Stimmungslage klar demokratisch. "Die Republikaner sind für die Reichen", erklärt Jenny Mahorn, die gerade die Schule verlässt.

Welcher der beiden demokratischen Kandidaten neuer Präsident werden soll, darüber sind sich die Leute allerdings uneins. "Clinton hat sehr viel Erfahrung", meint Lydia Butler, eine Lehrerin, "ich weiß, dass sie das Richtige für unser Land tun würde". Eine farbige Dame pflichtet ihr bei: "Außerdem ist sie eine Lady", erklärt sie, "und das bin ich auch".

Nicht das Geschlechtsargument gelten lassen will hingegen Jennifer Mayo, "ich sage nicht, dass Hillary schlecht wäre. Aber die Clintons hatten ihre Chance. Jetzt brauchen wir eine Veränderung."

Dass Obama die fleißigsten Wahlwerber hat, wurde am Super Tuesday in New York sichtbar. Seine meist jugendlichen Unterstützer standen nicht nur lächelnd vor den U-Bahn-Stationen herum. Sie pflasterten auch die ganze Stadt mit Plakaten. "Wir sind schon um halb sieben in der Früh am Times Square gewesen", berichtet Miranda Sherman, eine Studentin an der New York University, die drei verschiedene Obama-Plaketten am Jackenkragen trägt.

Parties, Parties, Parties

Um 20.45 Uhr steht die 21-jährige Miranda immer noch vor einem Wahllokal, diesmal am Washington Square. Da wird andernorts bereits gefeiert. Politikinteressierte haben überall in der Stadt Wahlparties organisiert. Die Universitäten übertragen in ihren Auditorien die Berichte aus den Wahlzentralen. Und die Parteien veranstalten Events für ihre Fans.

In der "Honey-Lounge" in der 14. Straße hält der New York Young Republicans Club ein solches Treffen ab. Im gediegenen Ambiente, bei warmer indirekter Beleuchtung kommen die Mitglieder dieser Vorfeldorganisation der Republikaner bei Cocktails und Bar-snacks zusammen.

An der Bar lehnt Danny, der sich als Stockbroker vorstellt. Danny ist sehr klein, Anfang 30 und trägt eine gestreifte Krawatte. Von der Jacke bleckt ein runder Sticker, auf dem "Irish for McCain" zu lesen ist. "Ich hoffe, dass McCain heute wieder einen Erfolg einfährt", sagt Danny, "er ist einfach der beste Mann. Nimm doch nur einmal Romney, der ist einfach zu geschleckt, ein Barbie-und-Ken-Typ."

Eine geschniegelte Frisur hat auch Peter Baer. Der Mann aus Denver ist allerdings kein Republikaner, sondern Demokrat. Baer ist in den zum Bersten vollen Ballroom in den Manhattan Center Studios in der 34. Straße gekommen, um Hillary Clinton zu sehen. "Es ist nicht ihr Wahlprogramm, weswegen ich sie wähle", stellt Baer klar, "es ist die Person Hillary. Wenn ich den Anstecker mit ihrem Namen trage, merke ich, wie positiv die Leute auf mich reagieren. Ich sitze in der U-Bahn, und jeder lächelt mich an."

Mitarbeit: Tim Peterson