"Jetzt geht es zur Entscheidung", ruft Sitzungspräsident Norm Knight nach den Begrüßungsworten. Stimmengewirr, es kommt Bewegung in den Saal, dessen Eingang ausgestopfte Nagetiere zieren - dann wird durchgezählt. Klarer Gewinner in Iowas Wahlbezirk 045 ist Barack Obama mit 74 Stimmen.
Basisdemokratie auf amerikanisch: "Hier hat jeder eine Stimme, dieser Abend ist ein Stück Geschichte", sagt Erstwählerin und Obama-Fan Elizabeth Harmen. In Turnhallen, Schulen, Kirchen und Hörsälen an fast 1800 Orten haben sich an diesem eisig kalten Abend die Wähler zu den traditionsreichen Caucuses versammelt. Das Wort stammt aus der Indianersprache und bezeichnete ursprünglich einen Stammesrat.
Es wird buchstäblich mit den Füßen abgestimmt, so sehen es die Regeln vor. Die Caucus-Teilnehmer werden gebeten, sich in jene Ecke des Saals zu begeben, die mit dem Namen ihres Lieblingskandidaten gekennzeichnet ist. "Die Clinton-Leute treffen sich unter der Tafel, die von Obama vorne rechts, und die Edwards-Leute draußen auf dem Gang", ruft Knight. Es wird Kopf für Kopf durchgezählt. Viele hier sind zum ersten Mal dabei, von Politikverdrossenheit keine Spur in Iowa. Rund 232.000 Demokraten nahmen nach ersten Parteischätzungen an den Caucuses teil - 2004 waren es nur 124.000. Die Studentin Amy Belson ist fasziniert von dem Verfahren. "Wer hier gewinnt, könnte bald der mächtigste Mann der Welt sein."
Beim Caucus in der Drake-Universität sieht es besonders düster für Hillary Clinton aus: Nur 22 Teilnehmer gruppierten sich in ihrer Ecke. Damit verfehlte sie die 15-Prozent-Hürde, ihre Stimmen wurden als ungültig gewertet - betretene Gesichter. Die Regeln hätten es erlaubt, dass sich ihre Anhänger nun einer anderen Gruppe anschließen. "Kommt doch rüber", ruft einer aus dem Obama-Lager. Von Clintons Leuten will aber keiner diesem Lockruf folgen.