Es war eine Kampfansage: Ihren Traum von der Rückkehr ins Weiße Haus will sie mit aller Macht verfolgen. Seit einem Jahr macht Hillary Clinton Wahlkampf in den USA, und von Anfang an kultivierte sie das Bild der unvermeidlichen Favoritin. Dass sie in Iowa nur auf den dritten Platz kam, ist ein herber Rückschlag. Den politischen Kampf will sie nicht aufgeben: "Ich mache dies seit 35 Jahren, das ist mein Lebenswerk", sagte sie in der Wahlnacht kämpferisch. Ihr Ziel ist es, Geschichte zu machen: als erste Frau im Präsidentenamt. USA-weit führt sie derzeit noch die Umfragen an.
Hillary Clintons Bewerbung um die Präsidentschaft ist nicht ohne Widersprüche, das machte ihr nun in Iowa zu schaffen. Einerseits versprach sie angesichts der weit verbreiteten Wechselstimmung einen politischen Neubeginn. Andererseits ist sie als Frau von Ex-Präsident Bill Clinton aber fest im Parteienstreit der 90er Jahre verwurzelt, ihre Kandidatur erscheint wie der Versuch einer dynastischen Fortsetzung der Clinton-Präsidentschaft.
Ihr Mitbewerber Barack Obama wurde von den Wählern in Iowa als glaubwürdigerer Garant für den Wechsel gesehen. Er wies gerne auf Hillary Clintons Popularitätsproblem hin: In Umfragen sagen fast die Hälfte der US-Wähler, die Senatorin unter keinen Umständen zur Präsidentin wählen zu wollen. An Clinton scheiden sich in den USA immer noch die Geister.
Zu ihren Problemen zählt, dass viele Wähler sie vor allem als berechnende Machtpolitikerin wahrnahmen, die seit Jahren mit kühler Zielstrebigkeit auf eine Rückkehr ins Weiße Haus hinarbeitet. Am auffälligsten war ihre Wandlung von der linksliberalen Feministin zur Politikerin der Mitte, die traditionelle Werte beschwört und in Fragen der nationalen Sicherheit eine harte Linie fährt. Denn Wahlen in den USA werden nicht am linken Rand gewonnen, sondern im politischen Zentrum. Dies ist die Erkenntnis, die hinter dem Erfolg von Bill Clinton steckte. Der eifrige Wahlkampfeinsatz ihres populären Mannes hat die Wähler in Iowa letztlich aber nicht überzeugen können. Den Politiker der Zukunft sehen sie in Barack Obama.
Hillary Clinton war die erste First Lady, die selbst in ein Amt gewählt wurde. Im Jahr 2000 entsandten sie die Wähler in New York als Senatorin nach Washington. Anfangs von vielen beargwöhnt, verschaffte sich Hillary durch Fleiß und Kompetenz schnell Respekt. Besonders gelobt wurde ihre ruhige Zusammenarbeit mit Senatoren der gegnerischen Republikaner. Dies überraschte angesichts des erbitterten Versuchs der Republikaner, ihren Mann Bill 1998 wegen dessen Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky des Amtes zu entheben. Hillary hatte ihnen damals eine "Verschwörung" unterstellt, ehe sie selbst als betrogene Ehefrau bloßgestellt wurde.
Nach ihrer Niederlage in Iowa steht der Beweis noch aus, dass Frau Clinton das Zeug hat, in die Fußstapfen ihres Mannes zu treten. Bereits am Dienstag stellt sie sich das nächste Mal dem Wähler, diesmal bei der Vorwahl im Staat New Hampshire. In dichtem Takt folgen dann die weiteren Abstimmungen in den 50 Bundesstaaten. Chancen auf einen Sieg hat sie durchaus noch. "Ich stehe seit 16 Jahren unter Beschuss, aber ich bin immer noch hier", sagte sie in ihrer Iowa-Kampagne immer wieder.