Brüssel. Die EU-Kommission hat in Brüssel einen neuen Aktionsplan für Waldschutz und Aufforstung vorgestellt. Damit sollen die Bemühungen der Europäischen Union für Waldschutz und Wiederaufforstung weltweit gesteigert werden, sagte Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans in Brüssel. "Wir werden unsere Klimaziele nicht erreichen, ohne die Wälder zu schützen", stellte er fest.
Deren Zerstörung sei ein globales Problem, erklärte Jyrki Katainen, EU-Kommissar für Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit weiter. In Europa werde zwar mehr aufgeforstet als abgeholzt, die EU-Länder seien jedoch durch Handel und Konsum daran beteiligt.
Internationale Zusammenarbeit
Der vorgelegte Ansatz der EU-Kommission bezieht daher die Produzenten- und Konsumentenseite gleichsam ein und will die internationale Zusammenarbeit verstärken. Dafür soll laut Timmermans eine Plattform für eine "globale Allianz" zum Schutz der Wälder zwischen Institutionen und Zivilgesellschaft, Produzenten und Konsumenten geschaffen werden.
Gefördert sollen auch strengere Zertifizierungssysteme werden, die Produkte kennzeichnen, für die keine Wälder zerstört wurden. Ziel sei es, Anreize für "abholzungsfreie" Handelsketten zu schaffen, auch die Entwicklungszusammenarbeit soll dahin gehend ausgerichtet werden.
Landnutzungspraktiken
Sowohl private als auch öffentliche Investitionen will die EU-Kommission in Richtung nachhaltige Landnutzungspraktiken umleiten. EU-Kommissar Katainen sieht in der nachhaltigen Bewirtschaftung von Waldflächen einen zukunftsträchtigen "grünen" Wirtschaftszweig, indem zwischen zehn und 16 Millionen Arbeitsplätze weltweit geschaffen werden könnten.
Rechtsvorschläge
Die Maßnahmen sollten laut Timmermans von der künftigen EU-Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen, die am 1. November planmäßig ihre Arbeit aufnimmt, in Rechtsvorschläge übergeleitet werden. Dies sieht die Umweltschutzorganisation Greenpeace als höchst dringlich an. Für Greenpeace ist der Aktionsplan nicht ausreichend, um die von der Handels- und Landwirtschaftspolitik der EU verursachten Schäden anzugehen. "Die heutige Mitteilung zeigt, dass sich diese Kommission der Rolle der EU bei der weltweiten Entwaldung sehr wohl bewusst ist, aber nicht den politischen Mut hat, ihre Handels- und Landwirtschaftsdogmen infrage zu stellen", so der Greenpeace-EU-Rechtsexperte Andrea Carta in einer Aussendung.
"Der Zugang zu neuen Märkten für eine Handvoll multinationaler Unternehmen darf die ökologischen, klimatischen und menschlichen Kosten von Handelsabkommen wie dem Abkommen EU-Mercosur nicht überwiegen", mahnte er. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation müssen neue politische Regelungen auch dazu beitragen, den übermäßigen Verbrauch von Fleisch und Milchprodukten in Europa zu verringern, der einen wichtigen Treiber für die Entwaldung darstelle.
ÖVP vermisst konkrete Aktionen
Die ÖVP-EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer begrüßte die Initiative, vermisste jedoch "konkrete Aktionen" angesichts des "Klimastresses", dem Europas Wälder ausgesetzt seien. Sie fordert einen "Solidaritätsfonds zur Abschwächung der Auswirkungen von Klimawandel-Folgeschäden in der Forstwirtschaft" im Mehrjährigen Finanzrahmen der Union von 2021-2027 (MFR), der bis Ende des Jahres verabschiedet werden soll. (apa, dpa)