Zum Hauptinhalt springen

Holzindustrie gegen Exportbeschränkungen

Wald
Holz ist ein begehrter Rohstoff - und zuletzt sehr knapp geworden.
© stock.adobe.com / Jamrooferpix

Die Baubranche boomt - und damit auch die Nachfrage nach Holz. Lieferengpässe und gestiegene Preise sind die Folge.


Im Zuge des weltweiten Baubooms hat die Nachfrage nach Baustoffen aller Art seit Mitte des Vorjahres deutlich angezogen. Auch Schnittholz ist ein begehrtes Gut, Lieferengpässe und außergewöhnliche Preissteigerungen waren die Folge - auch in Österreich. Ein vom Fachverband der Holzindustrie seit dem Jahr 2001 erhobener Preisindex zeigt von August 2020 bis März 2021 bei Schnittholz eine Erhöhung um 21 Prozent. Die heimische Holzindustrie sieht ihre Prioritäten in der Versorgung langjähriger Kunden und des Heimatmarktes, betonte Herbert Jöbstl, oberster Branchenvertreter in der Wirtschaftskammer, am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz.

Eingriffe in den Markt durch Exportbeschränkungen lehnt er ab und verweist darauf, dass der Holzexport im vergangenen Jahr um rund 6 Prozent auf 5,64 Milliarden Euro zurückgegangen sei, während der Import mit 4,66 Milliarden Euro (minus 1 Prozent) beinahe gleich geblieben sein. Auch das heurige Jahr begann mit einem Exportrückgang. 77 Prozent der Ausfuhren gehen in EU-Länder, vor allem nach Italien und Deutschland. In der Holzbaubranche war kritisiert worden, dass das exportierte Holz im Inland fehle.

Die 1.266 Mitgliedsbetriebe des Fachverbandes der Holzindustrie in Österreich erzielten mit rund 28.000 Beschäftigten im Jahr 2020 ein Produktionsvolumen von 8 Milliarden Euro - ein Minus von 4,7 Prozent. Man ist dennoch zufrieden, ging doch die gesamte Wirtschaftsleistung Österreichs laut Internationalem Währungsfonds (IWF) um 6,6 Prozent zurück. Zur Holzindustrie zählen Unternehmen in der Bauprodukt-, der Möbel-, der Platten-, der Säge- und der Skiindustrie sowie weitere holzverarbeitenden Betriebe. Trotz Corona-Krise konnte die Schnittholzproduktion der Sägewerke 2020 von 10,5 Millionen m3 leicht auf 10,6 Millionen m3 gesteigert werden.

Jobmotor Holzwirtschaft

Das Economica Institut gibt die gesamte Bruttowertschöpfung der heimischen Forst- und Holzwirtschaft mit rund 20,4 Milliarden Euro an. Knapp 300.000 Arbeitsplätze werden unmittelbar und mittelbar durch die Holzwirtschaft gesichert, betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette. "Jeder 15. Arbeitsplatz lässt sich auf die Holzwirtschaft zurückführen", so der Leiter des Economica Instituts, Christian Helmenstein. Die Forst- und Holzwirtschaft leiste auch einen wichtigen Beitrag für das Bundesbudget und die Sozialversicherungsträger. Mehr als 3,5 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben werden unmittelbar und mittelbar durch die Holzindustrie generiert.

"Viele politische Vorgaben sprechen klar für eine intensivere Holznutzung", betonte Jöbstl. Holz ziehe CO2 aus der Atmosphäre und speichere Kohlenstoff. "Die Produkte unserer Industrie unterbinden damit CO2-Emissionen. Unsere Unternehmen produzieren einen zweiten Wald und lagern Kohlenstoff aus dem Wald in Häuser, Möbel und viele weitere Produkte ein", so der Branchenvertreter. Und: "Wenn Politik und Gesellschaft es beim Klimaschutz wirklich ernst meinen, dann wird die Holzindustrie dazu einen wichtigen Beitrag leisten."

Wolkenkratzer aus Holz

Unterdessen forderte der Klimaforscher Joachim Schellnhuber bei einer Konferenz des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV) eine weltweite Rückkehr zum Holzbau zur Bekämpfung der Klimakrise. Holz müsse zum wichtigsten Rohstoff für den Gebäudesektor werden, so Schellnhuber. Selbst Wolkenkratzer könnten aus Holz gebaut werden. Um das zu erreichen, müssten sich Waldbesitzer mit Architekten und Designern zusammensetzen und neue Wertschöpfungsketten entwickeln.(ede)