Wien. "Es gibt gewisse Delikte, die sich rund um die Weihnachtsfeiertage häufen, wie wir aus unseren Einsätzen wissen", stellt Harald Sörös, Sprecher der Wiener Polizei, fest. "Und häusliche Gewalt gehört definitiv dazu." Konkret gehe es um gefährliche Drohungen, Nötigungen und Körperverletzungen.

Statistiken würden ganzjährig geführt, konkrete Tage ließen sich deshalb nicht auslesen. Klar ist aber, dass die Polizei 2017 österreichweit 8755 Betretungsverbote verhängte und Gewalttäter der Wohnung verwies, " die in den allermeisten Fällen männlich sind, wir gehen von einem Verhältnis eins zu zehn aus", sagt Sörös.

Das Gewaltpotenzial dieser Täter ist nicht nur zu Weihnachten da, tragischerweise ist die Chance, dass es sich entlädt höher", sagt Anneliese Erdemgil-Brandstätter, die von Gewalt betroffenen Frauen als Beraterin zur Seite stand und Mitarbeiterinnen wie Mitarbeiter im Gesundheitswesen im Opferschutz schult.

Der Grund dafür sind Risikofaktoren: Alkoholkonsum, der enthemmt oder auch die Anwesenheit der Täter. "Zu Weihnachten verbringen Familien viel Zeit miteinander, auch gewalttätige Männer sind vermehrt zu Hause." Deren Erwartungen an Familie gerade zu Weihnachten sehr hoch, ergänzt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Frauenhäuser: "Die ohnehin schon angespannte Situationen ist oft noch angespannter."

"Expertinnen ihrer Situation"

"Frauen sind Expertinnen ihrer Situation. Sie können das Gefährdungspotenzial oft sehr gut einschätzen", sagt Erdemgil-Brandstätter. Sie rät dazu, dem eigenen Unsicherheitsgefühl zu vertrauen, "und für sich selbst und die Kinder Schutz zu suchen".

Die Küche ist ein gefährlicher Ort, "Tatwaffe bei Gewalt in der Familie sind oft Messer". Die Häufigkeit und Schwere der Gewalt nehme zu, "Drohungen, insbesondere Mord- oder Selbstmorddrohungen sind ernstzunehmen, auch Sachbeschädigungen sind ein Anzeichen für die weitere Eskalation". Über den Vorwand eines Spaziergangs mit den Kindern könne man etwa einer akuten Gefahrensituation in der Wohnung entkommen, sagt Erdemgil-Brandstätter. Ein vorab bei einer Vertrauensperson geparkter, gepackter Koffer oder ein zweiter Autoschlüssel können ebenfalls hilfreich sein, sagt Rösslhumer.

Der Polizeinotruf 133, die österreichweite Frauenhelpline gegen Gewalt (0800/222 555), die falls nötig auch an Frauenhäuser weiter vermitteln können, oder in Wien der 24-Stunden-Frauennotruf (01/71 719) sind nützliche Telefonnummern, "die schon vorab ins Handy eingespeichert werden können, das man am besten bei sich trägt. Man darf sich dann nicht scheuen, in der konkreten Situation Hilfe zu holen."