Das Hauptthema hat er bereits vorweggenommen. Wenn Papst Franziskus sich zu Weihnachten an Gläubige in aller Welt wendet, wird er die Aufmerksamkeit auf die Ukraine lenken. Schon bei der Generalaudienz am Mittwoch stand ein erneuter Friedensappell im Vordergrund. "Denken wir an diesem Weihnachtsfest an das ukrainische Volk, das ohne Licht, ohne Heizung, ohne das Wichtigste zum Überleben auskommen muss, und beten wir zum Herrn, dass er so bald wie möglich Frieden bringt", sagte der Pontifex und strich das Leid der Kinder wegen des Krieges in ihrem Land hervor. "Bei diesem Fest Gottes, der zum Kind wird, denken wir an die Kinder der Ukraine."
Franziskus erinnerte an den Brauch, am Heiligen Abend am Tisch einen Platz für einen unerwarteten Gast freizulassen. Diese Tradition wird etwa in Polen hochgehalten, wohin in diesem Jahr Millionen Ukrainer geflohen sind. An die Polen, die den Flüchtlingen "mit großer Großzügigkeit die Türen ihrer Häuser geöffnet haben", richtete der Papst denn auch einen Gruß: "Möge der Sohn Gottes, der in Bethlehem geboren wurde, jeden von euch, eure Familien und diejenigen, denen ihr helft, mit Liebe erfüllen."
Schon zuvor hat der Pontifex zu bescheidenen Weihnachtsfeiern mit weniger Ausgaben aufgerufen. Die so gesparten Beträge sollten in die Ukraine geschickt werden, meinte er.
Feiern ohne Strom
In der Ukraine selbst griff Stanislaw Szyrokoradiuk die Worte auf. Wichtig wäre es, "das christliche Mitgefühl zu zeigen: Wir sind momentan auf Hilfe von außen angewiesen", erklärte der römisch-katholische Bischof von Odessa am Freitag in einem Telefoninterview mit Kathpress. Er wies darauf hin, dass die christlichen Kirchen in der Ukraine sich angesichts der Kriegszerstörung weiter Teile des Landes und der fortdauernden russischen Bombenangriffe auf die schwierigsten Weihnachten seit Gedenken einstellen. Ausfallen wird das Geburtsfest Jesu, das teils am 24./25. Dezember, teils am 6./7. Jänner gefeiert wird, jedoch nicht - ganz im Gegenteil.
"Mehr denn je ist Weihnachten heuer das Fest der Sehnsucht, dass in all die Misere, die wir derzeit erleben, echter Friede kommt", betonte der dem Franziskanerorden zugehörige Geistliche. Gefeiert wird die Christmette in der Kathedrale von Odessa bei Kerzenlicht, gibt es in der Millionen-Einwohner-Stadt doch derzeit keinen Strom, und wenn doch, dann nur für wenige Stunden am Tag. Am Christtag gibt es sechs Heilige Messen, wie auch sonst an Sonntagen üblich, "denn seit dem Krieg kommen mehr Leute denn je, um hier Hoffnung zu schöpfen", berichtete der Bischof.
Als eine Folge des Krieges rückten auch die Konfessionen zusammen, was sich beispielsweise beim Weihnachtstermin zeige. "Viele Orthodoxe, die bisher ihr Fest im Jänner hatten, werden heuer zeitgleich mit uns feiern. Dieser Trend, der sich schon in den vergangenen Jahren angedeutet hat, hat sich nun verstärkt", stellte Szyrokoradiuk fest.
Christmette vorverlegt
Im Vatikan wird die Christmette mit Papst Franziskus am heutigen Heiligen Abend wie in den vergangenen beiden Corona-Pandemiejahren vorverlegt und findet bereits um 19.30 Uhr statt. Die rund zweistündige Feier im Petersdom wird von den vatikanischen Medien und zahlreichen TV-Stationen in aller Welt übertragen, darunter auch zeitversetzt ab 23 Uhr in ORF 2.
Am Hochfest der Geburt des Herrn am 25. Dezember verkündet der Pontifex wie gewohnt um 12 Uhr von der Loggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft und erteilt danach den traditionellen Segen "Urbi et Orbi".
Am Stephanitag am 26. Dezember spricht der Papst ebenfalls um 12 Uhr das Mittagsgebet, kurz Angelus, aus dem Fenster des Apostolischen Palastes am Petersplatz. (apa)