Wien. 45 Mitarbeiter, ein Viertel wegen Kinderbetreuungspflichten freigestellt, zwei im Krankenstand, die Hälfte der restlichen Belegschaft macht Homeoffice, Das Backoffice wurde neu organisiert. Es gibt einen Krisenstab und bereichsspezifische Teamleiter, Kommunikation und Tagesgeschäft sind generalstabsmäßig durchgeplant. "Als ich vergangenen Freitag eine WhatsApp-Gruppe für die Firma eingerichtet habe, haben sie noch gelacht", erzählt Manuela Gruber-Mayer. Mittlerweile bewährt sich das System. "VPN-mäßig stößt man in der Pampa nämlich schnell an seine Grenzen", sagt sie. Die Pampa, das ist in dem Fall das oberösterreichische Großweiffendorf, Mettmach, im Bezirk Ried im Innkreis. Dort sitzt die 42-jährige Firmenchefin daheim an ihrem Küchentisch. Seit 20 Jahren führt sie die Geschäfte des auf Heiz- und Kühlsysteme spezialisierten Familienbetriebs mit Standorten in Linz und Wien. Dass sie jetzt auch Homeoffice macht, war an sich nicht geplant. "Das haben meine Mitarbeiter so entschieden", sagt sie und grinst.

Kleinere Rückschläge gibt es immer wieder. "Dieser Tage hat uns in Wien ein Installateur die Absperrungen niedergetreten und dabei geschrien‚ ob wir deppat geworden sind." So ein intensiver Kontakt ist freilich nicht vorgesehen. Wiederverkäufer müssen, nach Öffnen des Ladebereichs, zurück in den Transporter. Erst dann wird die Ware ausgeliefert. Als Übernahmebestätigung fungiert ein Handyfoto des Kfz-Kennzeichens, die Rechnung kommt per Mail. Sofortzahlern steht ein isolierter Bereich zur Verfügung. Die mit Einweghandschuhen zu bedienende Bankomatkasse wird nach Gebrauch gereinigt und desinfiziert, Barzahler legen das Geld in bereitgestellte Boxen und warten, unter Einhaltung eines Sicherheitsabstands, auf Retourgeld und Kassenbeleg. Wer eine Unterschrift leistet, darf den dafür verwendeten Kugelschreiber behalten. Man braucht nicht sonderlich viel Phantasie, um sich den Erregungsgrad eines durchschnittlichen Wiener Installateurs angesichts dieses Prozederes vorzustellen.

Kurzarbeit kommt für Gruber-Mayer nicht in Frage: "Wir sind Großhändler, Generalimporteur und Werkskundendienst, wir gehören zur kritischen Infrastruktur." Und wie schaut es finanziell aus? "Das Klimaanlagengeschäft wird schwierig. Ich rechne mit bis zu 25 Prozent Rückgang." Dazu kommen jetzt schon Lieferengpässe: "Bis vor kurzem war die Bestellung binnen 48 Stunden da. Aktuell rechnen wir mit vier Wochen." Aufgeben ist dennoch keine Option. "Ich fühle mich meinen Mitarbeitern verpflichtet, einige kennen mich seit meiner Kindheit. Es wird hier auch nicht großartig viel diskutiert. Anweisungen kommen per WhatsApp. Minuten später krieg ich 45 ‚Daumen hoch‘ zurück", sagt Gruber-Mayer. Jedem sei klar, dass er jetzt Überstunden abbauen müsse. Jeder opfere ein paar Urlaubstage. Keiner habe sich darüber aufgeregt, dass vor allem ältere Mitarbeiter Homeoffice machen. "Wir haben dieser Tage einen Leiharbeiter übernommen. Sonst wäre es wirklich zu umständlich geworden."