Dass in Wien seit einer Woche die Kurzparkzonen aufgehoben sind, kommt Alexandra Geiger zugute. Die Apothekerin fährt nämlich jetzt täglich mit dem Auto zur Arbeit, wo sie und ihre Kollegen Überstunden schieben. Von 8 bis 18 Uhr ist "Meine Marienapotheke" in der Hartlgasse im 20. Bezirk geöffnet, Geiger selbst hat aber oft bis 21 Uhr im Geschäft zu tun, bis sie sich endlich auf den Heimweg machen kann, um am nächsten Tag wieder in der Früh hinter der Plexiglaswand zu stehen. Diese soll - neben Handschuhen - sie und die anderen Mitarbeiter schützen.
Angst hat sie aber keine: "Die würde mich in meiner Arbeit als Pharmazeutin einschränken. Als Apothekerin arbeite ich vorrangig mit kranken Menschen und bin auch sonst täglich der Gefahr ausgesetzt, mich mit irgendetwas anzustecken. Aber wir sind gut ausgebildet und halten uns stets an strenge Hygienemaßnahmen." Die üblichen Blutzuckermessungen und Blutdruckkontrollen fallen jetzt aus Sicherheitsgründen aus, "sofern es kein Notfall ist". Die Apotheke wird stündlich desinfiziert. Betreten dürfen sie jeweils nur maximal vier Kunden, um den Mindestabstand von einem Meter einhalten zu können. Auch das Personal kommt einander möglichst nicht zu nahe. Trotzdem ist die Stimmung im Team derzeit sehr gut. "Wir halten zusammen, unterstützen uns gegenseitig. In so schwierigen Zeiten ist ein gutes Team sehr wichtig."

Dass die Abläufe im Moment etwas länger dauern, dafür haben die Kunden Verständnis, meint sie. "Sie sind auch sehr dankbar für unseren Einsatz und dass wir Ihnen helfen." Außerdem bietet ihre Apotheke auch einen Lieferdienst an, weil immer noch viele Risikogruppen, wie ältere Menschen, Immungeschwächte oder Menschen mit chronischen Erkrankungen, ins Geschäft kommen. "Wir machen sie darauf aufmerksam, dass sie uns auch anrufen können und wir Ihnen die Medikamente zustellen können. Das wird auch von vielen angenommen." Die Zusammenarbeit mit den Ärzten in der Umgebung, die ja auch inzwischen Rezepte am Telefon ausstellen dürfen, funktioniert sehr gut, berichtet Geiger.

"Desinfektionsmittel stellen wir in großen Mengen her"
Neben den Stammkunden, die immer öfter ihre regelmäßigen Medikamente holen, aus Sorge, dass sie ausgehen könnten, kommen zu ihr vor allem Leute, die nach Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel, Handschuhen, Fieberthermometern, pflanzlichen Beruhigungsmitteln und Vitaminen fragen. "Desinfektionsmittel stellen wir täglich in großen Mengen her, Atemschutzmasken und Handschuhe haben wir momentan keine mehr."
Hamsterkäufen, wie man sie in den ersten Tagen der Corona-Krise in etlichen Geschäften erlebt hat, versuchen die Apotheker einen Riegel vorzuschieben. "Auch wenn die Verunsicherung groß ist, haben wir wie zu den gewohnten Öffnungszeiten offen, und wir haben genug Medikamente da", stellt Geiger klar. Aufgrund der erhöhten Nachfrage gab es zwar in den vergangenen Tagen Lieferverzögerungen, die Situation entspannt sich aber langsam wieder.
Bleibt die Frage, wie sich Geiger selbst versorgt, wenn sie zu den Öffnungszeiten selbst hinter dem Tresen steht. "Mein Mann arbeitet für seine Bank von zuhause und geht für uns und für unsere Nachbarn in unserem Haus einkaufen." Sie selbst kümmert sich um alle Medikamentenbesorgungen für Familie und Nachbarn. Wenn sie dann damit abends auf leeren Straßen heimfährt, stellt sie fest: "Die meisten Menschen nehmen die Vorsichtsmaßnahmen sehr ernst."