Wenn man zwei Brüder hat, die gerade beide im Gesundheitsbereich tätig sind, dann hätte man viel zu erzählen. Mehr als hier Platz ist. Wer die aktuelle Situation aus ihrem Blickwinkel verstehen will, dem sei gesagt: Ungewissheit ist das große Thema. Und das Fehlen von Erfahrungswerten. Was kommt? In welchem Ausmaß? Wie werden die Patienten und Klienten reagieren? Muss man am Ende entscheiden, wer sterben wird?
"Unser gesamtes Personal versucht die Normalität, vor allem auf unserer Demenzstation, aufrechtzuerhalten, da gerade für unsere Bewohner ein geregelter Tagesablauf, mit all der Routine, eine wichtige Orientierung bietet. Als Seniorenbetreuer gilt es jetzt auch, die fehlenden Besuche von Freunden und Familienangehörigen auszugleichen und die Fragen und Unsicherheiten, so gut als möglich abzuarbeiten", so der Erfahrungsbericht aus dem Pflegeheim. Der Wegfall von Personal warf hier einige Fragen auf. "Wir sind in der glücklichen Lage, ein großes Team von Seniorenbetreuern zu haben, die es in vielen anderen Häusern nicht gibt, und unser gesamtes Team ist auf sehr professionelle Art mit den geänderten Umständen umgegangen. Alle geben ihr Bestes. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam die nächste Zeit gut überstehen und vielleicht nach der Krise den sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen mehr Respekt entgegengebracht wird."
Im Spital ist es gerade "die Ruhe vor dem Sturm", so der andere Bruder, der sich privat in selbstgewählter Isolation befindet. Auch wenn es niemand angeordnet hat, erscheint es aus seiner Sicht das Beste zu sein, für die Familie, die Patienten und das Gesundheitssystem. "Jeder, der diesen Beruf ausübt, der dieses Studium beginnt, weiß, dass es einmal so eine Situation geben kann. Wir wissen nicht, was kommt, wo wir unsere Dienste in Zukunft leisten werden müssen, aber es ist auch schön zu erleben, wie sehr man international zusammenarbeitet, sich austauscht und die Krise zu meistern sucht." Noch nie war es im Spital so leer, sagt er. So ruhig. Eine seltsame Stimmung. Separate Eingänge, wenige Kontakte und das Warten. Abwarten. Hoffen, dass es nicht wie in Italien sein wird. "Das Schlimmste wäre, wenn man am Ende des Tages entscheiden müsste, wer überleben kann, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichen." Aber so weit wird es nicht kommen. So weit darf es nicht kommen. "Jeder sollte und kann seinen Beitrag leisten, dann werden wir es schaffen." Die Zeit der Unfreundlichkeiten, des Grants und der Respektlosigkeit muss vorbei sein.