Sie sind die Heldinnen und Helden dieser Zeit. Ihre Arbeit gilt als systemrelevant: Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, Ärzte, medizinisches Personal. Sie arbeiten täglich mit dem Virus. Sie helfen jenen, die infiziert sind, wieder gesund zu werden. Doch sie selbst sind mit am stärksten gefährdet. In Italien arbeiten sie am Rande des Kollapses, in Deutschland infizieren sich immer mehr Ärzte und Pflegepersonal. Und auch in Österreich haben sich einige in den Spitälern schon mit Covid-19 angesteckt.

Die Pandemie hat auch den Alltag von Marina Hilgarth grundlegend umgekrempelt. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien. Eigentlich arbeitet sie auf der Akutgeriatrie und Remobilisation. Dort bereitet das Team die Patienten nach schwerer Erkrankung oder Operation durch aktivierende Pflege darauf vor, wieder in das gewohnte Umfeld zurückzukehren. Jetzt, in der Krise, hat sich ihr Aufgabengebiet grundlegend geändert. Der Spitalsalltag ist für Hilgarth eine Herausforderung. "Jeder Tag ist anders. Derzeit ist nichts Routine", sagt die Krankenpflegerin. Hilgarth und ihre Kollegen haben jetzt eine Covid-19-Station eingerichtet. Dort werden alle Patienten, die neu ins Spital kommen, auf das Virus getestet. Fällt der Test positiv aus, wird der Patient isoliert. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Die Station bereitet sich auf die große Welle an Patienten vor. Derzeit stehen auf der Station bereits 17 Betten für Covid-19-Patienten zur Verfügung. Zudem ist die Intensivstation im Krankenhaus auf die Covid-Versorgung vorbereitet. Weitere Bettenstationen folgen bei Bedarf. Sie organisieren ausreichend Schutzkleidung und -masken.

"Wir erwarten zwischen Mitte April und Mitte Mai den Höhepunkt", sagt Hilgarth. Wir sind mitten in der Umstellung, erzählt sie am Telefon. Dienstpläne habe sie dutzende Male umgeschrieben. Vom Umgang mit der Schutzkleidung über die Zusammenarbeit mit Ärzten anderer Stationen bis hin zum Personaleinsatz gebe es jede Menge Organisationsarbeit. Hilgarth ist Bereichsleiterin: Sie hat die Verantwortung für 32 Mitarbeiter. "Ich habe zwei Teams gebildet, die sich abwechseln. Eines ist im Einsatz, die andere Hälfte bleibt zu Hause als Back-up", sagt sie.

Mit Ausfällen, wenn sich etwa Kollegen anstecken, muss sie jederzeit rechnen. Tritt dieser Fall ein, kann sie mit Personal anderer Stationen tauschen. Der Umgang mit den Patienten habe sich verändert, erzählt sie. Die Gesundheits- und Krankenpflege hat sehr viel zu tun. Physiotherapien seien hingegen derzeit kaum noch möglich. Trotz der Schutzmaßnahmen ist es besonders wichtig, dass der Patientenkontakt nicht darunter leidet. "Wir kommunizieren wertschätzend mit ihnen, auch wenn wir sie nicht mehr mit der Hand begrüßen." Angst vor einer Ansteckung hat Hilgarth nicht. "Ich bin jung und mein Immunsystem ist gestärkt", sagt sie am Telefon. Eine Schicht bei ihr kann bis zu zwölf Stunden dauern. "Wir sind motiviert und hoffen, dass alle durchhalten." Von der Gesellschaft fühlt sie sich in Zeiten wie diesen besser wertgeschätzt. "In Wien haben die Menschen aus dem Fenster geklatscht. Das ist eine Wertschätzung, die stärkt."