Der 48-jährige Niederösterreicher Bernhard Gager lebt im Moment in einer ebenso eigenartigen Realität wie wir alle. War er noch bis vor kurzem 14 Stunden am Tag unterwegs, um für sein hochwertiges Biofruchtkonzentrat zu werben, befindet sich der dreifache Familienvater aus Wiener Neudorf nun in der Warteschleife für die Zeit nach der Pandemie.

In einem Lager in Niederösterreich stapeln sich 60.000 Tetrapacks an Saft. Der Grund: Beim Kunden ist die Idee hinter "Green-Bag" noch nicht angekommen: Nachhaltigkeit vorleben und einen Betrag zum Klimaschutz leisten. "Warum führen wir 80 Prozent Wasser durch unser Land, um einen Liter Fruchtsaft zu genießen? Warum mischen wir es zu Hause nicht mit unserem erstklassigen Wasser aus der Leitung? Wir könnten so einen gewaltigen Effekt für die Umwelt schaffen, 66 Prozent weniger Müll, 80 Prozent weniger Transport", so Gager. Ein ähnliches Produktkonzept gibt es europaweit bislang nur in Schweden. "Meine Idee ist nur eine von vielen, die zukünftig zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen können. Im Moment haben die Menschen aber andere Probleme als den Klimawandel."

Er werde mit seiner Familie schon irgendwie finanziell über die Runden kommen, hofft er. Ihn beschäftigt das Wesen unserer Gesellschaft: "Wir sind in Wirklichkeit sehr fragil als System. Vor kurzer Zeit haben wir noch nach China geschaut und uns gedacht: ‚Ist eh weit weg‘, und jetzt strauchelt die ganze Welt." Wichtig sei nun, die Situation ernst zu nehmen, aber gleichzeitig das Positive der ganzen Pandemie-Tragödie nicht aus den Augen zu verlieren: "Schauen wir zum Himmel, da sind keine Flugzeuge mehr, es gibt keine Staus auf den Straßen, das Meer in Venedig ist klar, die Luftwerte haben sich reguliert. Was der Mensch nicht in der Lage war zu reparieren, hat zumindest kurzfristig das Virus für uns geschafft." Inständig hofft er, dass die Menschheit daraus lernt. "Mit einer ähnlichen Entschlossenheit wie im Kampf gegen das Coronavirus müssen wir gegen den Klimawandel vorgehen, denn wir können nicht auch hier zuwarten, bis uns das Wasser bis zum Hals steht: Einen Klima-GAU wird niemand überleben."

Jede Krise biete die Chance auf Veränderung, da die Gesellschaft eine andere sein werde. Wichtig sei es, dass wir verstärkt darüber nachdenken, was wir wirklich brauchen und konsumieren wollen. Gager persönlich nutzt die Zeit, um Energie zu tanken, um nach Corona neu durchzustarten. Zum Durchhalten hat er sich einige Leitzitate zurechtgelegt.

Eines davon ist vom verstorbenen schwedischen Politiker Dag Hammarskjöld: "Wenn der Weg unendlich scheint und plötzlich nichts mehr gehen will, gerade dann darfst du nicht zaudern."