"Es war von 100 auf Null. Wir hatten gerade die zweite Woche eines sechswöchigen Kurses absolviert - er wurde abgebrochen. Die Angestellten arbeiten nun von zuhause aus, ich musste sie in Kurzarbeit schicken, und hoffentlich kann ich sie nach der gesetzlichen Frist von drei Monaten behalten", sagt Cenk Pecina. Denn die Firma selbst werde es dann in der bisherigen Form vermutlich nicht mehr geben.

Vor allem am Anfang sei ihm alles surreal erschienen. Mittlerweile hat sich das Chaos manifestiert. Sind die Ängste real geworden. Denn das Coronavirus hat den Rückweg in den Alltag eines normalen Lebens vorerst versperrt. Seit 15 Jahren betreibt Cenk Pecina das Schulungsunternehmen "Klartext" mit drei fixen Mitarbeitern in Wien. Es ist auf Medienberufe und den IT-Bereich mit dem Schwerpunkt Prüfungsvorbereitung spezialisiert. Als die Regierung Mitte März Schulungen wie diese untersagte, weil die Infektionsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus beim beengten Sitzen in einem Raum zu groß ist, sagte auch Pecina alle weiteren Stunden ab. Die Mitarbeiter, junge Menschen mit Familie, versuchen nun im Homeoffice, das System auf Online-Kurse umzustellen und den funktionierenden Betrieb aufrecht zu halten, so lange es geht. "Die Fixkosten laufen weiter. Betriebskosten, Umsatzsteuer, Versicherungen, et cetera. Ich habe aber keine Einnahmen", sagt Pecina. Die Verluste seien enorm. "Das Jahr ist für uns gelaufen."

"Durch ist bisher nur der Härtefallfonds"

Spätestens im Sommer werde sich zeigen, ob das tiefe Loch, das die Corona-Krise hinterlassen hat, die Firma in den Konkurs zieht, so der 50-Jährige. Seine Frau sei gerade in Bildungskarenz. Er habe drei Kinder. Als die Regierung den Unternehmen vor kurzem eine Unterstützung zugesichert hatte, habe er sich sofort um eine Sonderförderung beworben. Er habe eine Stundung bei der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen beantragt, sei zur Bank gegangen wegen eines Überbrückungskredits. "Aber durch ist bisher nur der Härtefallfonds. Von den anderen gibt es noch keine Antwort. Du reichst es ein und weißt nicht, ob du etwas bekommst. Vielleicht profitieren nur die großen Unternehmen davon - und die kleinen nicht?"

Er verstehe freilich die Maßnahmen der Regierung und halte sich daran, gehe für seine Eltern einkaufen, sagt er. Sollte sein Unternehmen dank der Förderungen überleben, werde er auch stolz auf die Politik seines Landes und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), "seinen Chef", wie er ihn nennt, sein. Falls es dann nicht schon zu spät ist - und die Förderung kommt, wenn er bereits in Konkurs gegangen ist.

"Mit den Wochen beginnt man schon, nachzudenken. Wie ernähre ich weiterhin meine Familie? Wie zahle ich meine Miete?" Seine Frau und die drei Kinder seien zwar diejenigen, um die er sich die größten Sorgen mache - gleichzeitig seien sie aber auch seine größte Stütze.