"Zu Ihnen oder zu mir" ist das Motto von Herbert Weltermann. Er macht Mode nach Maß. Maßkonfektion, genau genommen, also kundenindividuelle Produktion von Sakkos, Hosen, Anzügen und Hemden kombiniert mit industrieller Fertigung. Doch wie kann man Maß nehmen, wenn jeder aufgrund der Corona-Krise nur bis zu einem Meter nahe "zu Ihnen" oder "zu mir" kommen darf?

Gar nicht, sagt Weltermann zur "Wiener Zeitung". Daher arbeite er im Moment hauptsächlich für seine Stammkunden, deren Maße bereits in der Kartei seien. Während des kompletten Shutdowns, als sein kleines Atelier in der Ungargasse in Wien-Landstraße geschlossen war, habe er diese über Videotelefonie über Neuigkeiten seiner Sommerkollektion informiert und ihnen Stoffmuster per Post zugeschickt. "Damit sie den Stoff angreifen können, ihn spüren können", sagt der Einzelunternehmer. "Nach zwei, drei Tagen kam der Stoff wieder zurück, und wir haben noch das Futter besprochen oder wo Monogramme oder andere Besonderheiten hinkommen sollen." Ein Anzug zum Beispiel stehe nach etwa vier Wochen für eine erste Anprobe bereit, die Bezahlung (je nach Stoff zwischen 590 und 5000 Euro pro Anzug) könne per Überweisung, also kontaktlos, erfolgen. Insgesamt stehen laut Weltermann 2000 Stoffdesigns, 200 Futterdesigns, 100 Maßoptionen sowie 55 Knöpfe zur Auswahl.

Seit Ostern Mitte April ist das Geschäft nun zwar wieder geöffnet - Maß nehmen kann Weltermann aber immer noch nicht. "Bei Neukunden kann ich daher zurzeit nur Vorgespräche führen", sagt er.

Nur halb so viel Umsatz

Erst vor einem Jahr habe er das Atelier in Wien-Landstraße eröffnet und auf den heurigen Frühling und Sommeranfang gehofft. "Bei uns in der Modebranche wäre jetzt eigentlich Hochsaison. Ich hätte zehn Hochzeitstermine in einer Woche gehabt", so Weltermann, "das ist für einen kleinen Unternehmer sehr viel."

Tatsächlich kämen derzeit nur einige Aufträge über Stammkunden herein, "höchstens fünf pro Woche". Bleiben die Maßnahmen in dieser Form noch länger aufrecht, sei auch die Sommersaison für ihn gelaufen. Denn: "Mitten im Sommer wird sich keiner mehr einen Sommeranzug machen lassen - bis er fertig ist, ist es nämlich Herbst." Weltermann geht davon aus, dass er am Ende des Jahres nur halb so viel Umsatz gemacht haben wird.

Ein kleiner Teil dieses Umsatzes wird aus Anfertigungen abseits der ursprünglich geplanten Weltermann’schen Sommerkollektion stammen: Der Unternehmer hat diese kurzfristig um Mund-Nasen-Masken erweitert - "aus hochwertigen Hemdstoffen", wie er sagt.