Die Explosion der Immobilienpreis-Blase in den USA löste 2007 die Weltwirtschaftskrise aus. Menschen verloren ihre Jobs, in Entwicklungsländern brach Hunger aus, ganze Staaten gingen bankrott. Die Auswirkungen der Katastrophe sind bis heute präsent. Und natürlich fand sie ihren Weg in die Popkultur. Seit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers nähern sich Filmemacher dem Thema auf unterschiedliche Weise.

In "Let's Make Money" lässt der Wiener Filmemacher Erwin Wagenhofer das Publikum hinter die Kulissen des modernen Kapitalismus blicken. Mitten im Ausbruch der Investment- und Bankenkrise präsentierte Wagenhofer im Jahr 2008 eine demaskierende Antwort auf die Frage: Was geschieht mit unserem Geld, das wir zur Bank bringen oder in Pensionsfonds anlegen? Wer profitiert? Wer zahlt drauf?Wagenhofer macht Experten und Betroffene ausfindig, begleitet sie auf ihren Wegen und lässt sie ganz einfach erzählen. Alles O-Ton, keine Moderation, keine Fragen - nur Zitate, sehr präzise. So gelingt es Wagenhofer die Perversionen globaler Geldströme unaufgeregt bloßzustellen.

"Let's Make Money", Regie: Erwin Wagenhofer, 2008.

Einmal Mäuschen spielen und hinter die Fassaden jener Wolkenkratzer blicken, von denen aus die Welt regiert wird: Diese Möglichkeit bietet der Finanzthriller "Margin Call - Der große Crash", in dem der Regisseur J.C. Chandor den Vorabend der Finanzkrise als Kammerspiel nachzeichnet. Konventionell und klischeegespickt entlarvt er vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs der Großbank Lehman Brothers im September 2008 die Mechanismen des Finanzsystems und verheerenden Fehlentscheidungen einzelner Investmentbanker - dargestellt von einem Top-Cast von Kevin Spacey über Jeremy Irons und Paul Bettany.

"Margin Call - Der große Crash", Regie: J.C. Chandor, 2011.

Michael Moores "Capitalism: A Love Story" ist ein pointierter Rundumschlag gegen kapitalistische Auswucherungen in den USA. Wie schon bei seinem oscargekrönten Werk "Bowling for Columbine" prangert der streitbare Polemiker die Missstände der Welt an. Diesmal zeigt er die dunklen Seiten des Kapitalismus, wie Delogierungen oder private Krankenversicherungen. "Das Gesundheitswesen sollte nicht dem Profit ausgesetzt sein", sagte Moore. In den USA könnten sich Millionen Menschen keine Medikamente leisten und sterben dann nicht wegen der Schwere der Krankheit, sondern den nicht leistbaren Medikamenten. Ein Menschenleben sei den Firmen in den USA nicht viel wert, wird im Film erläutert. Dubiose Versicherungsspekulationen machen Arbeiter für die Großbanken oder Kaufhausketten wertvoller, wenn sie tot sind.

"Capitalism: A Love Story", Regie: Michael Moore, 2009.

Ein "Inside Job" beschreibt im Englischen eine Straftat zum Nachteil eines Unternehmens, die von einem Mitarbeiter begangen wird. Der Titel des Films hier Programm. Der Dokumentarfilmer Charles Ferguson befragt in "Inside Job" Banker, Politiker und Wirtschaftsprofessoren nach den Ursachen der Finanzkrise. Er kommt zu dem Schluss, dass in der Liberalisierung der Finanzmärkte die Wurzel allen Übels liegt. Der Film zeigt die personellen Verflechtungen von Banken, Ratingagenturen, Industrie, Politik, Versicherungen und Wissenschaften und legt so ein durch und durch korruptes Netzwerk frei. "Inside Job" wurde 2011 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

"Inside Job", Regie: Charles Ferguson, 2011.

Eigentlich wollte Oliver Stone keine Fortsetzung seines 80er-Jahre Hits "Wall Street" drehen, doch als 2008 die Finanzkrise kam, entschied er sich doch dazu. Michael Douglas spielt mehr als zwei Jahrzehnte nach "Wall Street" wieder den Geldhai Gordon Gekko in "Wall Street: Geld schläft nicht". "Gier ist nun legal", sagt Gekko und taucht nach einer achtjährigen Haftstrafe erneut in die korrupte Welt Hochfinanz ein. Doch an der Börse hat sich einiges getan. Die Mechanismen sind zwar die gleichen geblieben, doch Spielkapital und Risiko sind stark gestiegen. Gekko gibt sich erst geläutert, plädiert für ein neues Wirtschaftssystem und wirbt für sein Buch "Ist Gier gut?" Doch Gekko hat wie ein Chamäleon nur seine Tarnfarbe geändert, im Inneren ist er der Gleiche geblieben: Er will an das große Geld, er will Macht ausüben, und er will Rache.

"Wall Street: Geld schläft nicht", Regie: Oliver Stone, 2010.

Über sieben Jahre sind seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und dem damit verbundenen Ausbruch der Finanzkrise vergangen. Und doch, sagt der Erzähler zu Beginn von "The Big Short", "wissen die meisten von euch noch immer nicht, was da eigentlich passiert ist". Ein Umstand, den US-Regisseur Adam McKay mit seiner furiosen, top-besetzen Komödie ändern will. Es ist ein ambitioniertes Unterfangen McKays, einerseits die Finanzkrise 2008 erklären und andererseits die so trockenen, komplexen Abläufe an der Wall Street unterhaltsam verpacken zu wollen. Gelungen ist ihm beides. Durch das Finanzlabyrinth führt Ryan Gosling als junger Zyniker mit scharfer Zunge, der sich in den verrücktesten Momenten ans Publikum richtet, um ihm zu versichern, dass das alles tatsächlich so vonstattengegangen ist. Christian Bale brilliert als autistisch anmutendes Finanzgenie mit Glasauge. Steve Carell und Brad Pitt runden das Star-Ensemble ab.

"The Big Short", Regie: Adam McKay, 2016.

"Hol das Geld aus der Tasche deiner Kunden und stopf es in die eigene Tasche." Das simple Motto der Wall Street hat Jordan Belfort schnell verinnerlicht. Leonardo DiCaprio spielt den Börsenmakler in Martin Scorsese Biopic "The Wolf of the Wall Street" vulgär und roh. Alles was hier zählt ist Geld und Macht. Der Film erzählt von Aufstieg und Fall Belforts an der Wall Street der 1990er-Jahre und zeigt die dekadente Fratze der Finanzwelt zehn Jahre vor der Krise. Der Anfang vom Ende als niemals enden wollenden Party.

"The Wolf of the Wall Street", Regie: Martin Scorsese, 2013.