Betriebsversammlungen wie beim Lkw-Produzenten MAN in Steyr gab es in der Krise häufig. - © MAN/E. Schwarz
Betriebsversammlungen wie beim Lkw-Produzenten MAN in Steyr gab es in der Krise häufig. - © MAN/E. Schwarz

Wien. Es war schon im August 2008, als Erich Schwarz in seinem Urlaub ein Anruf ereilte: "Von unserem Produktionsvorstand, er hat mir gesagt, ich soll sofort aus dem Urlaub zurückkommen, wir haben null Aufträge." Es war die Produktion der Lkw- und Busproduktion MAN in Steyr. Normalerweise seien zu dieser Zeit Aufträge für rund 8000 neue Fahrzeuge monatlich eingegangen. "Null, das gibt es ja nicht, hab ich mir gedacht", erzählt der MAN-Arbeiterbetriebsratsvorsitzende heute.

Alarmiert telefonierte er mit anderen aus dem Unternehmen, keine Entwarnung, im Gegenteil: Bei einem Europatreffen in München im September, wo die Mutter des Fahrzeug- und Maschinenbaukonzerns sitzt, bewahrheiteten sich die Befürchtungen nicht nur, die Situation war noch dramatischer: "Der Standort in Steyr war stark betroffenen. Da hatten wir sogar schon Stornierungen von Aufträgen erhalten."

Der Wirtschaftseinbruch

Es war der Beginn einer der größten Wirtschaftskrisen weltweit, die sich nach jener auf den Finanzmärkten, auch in Österreich breitmachte. Also entwickelte man bei MAN in Steyr für die damals 3300 Mitarbeiter einen Krisenplan, arbeitete parallel aber auch erst den Auftragsrückstau ab: "Das Glück war, dass die Produktion 2008 ausgebucht war, aber keiner hat gewusst, wie lange das so geht. Ein, zwei Monate lang hätten wir gar nichts tun müssen", sagt Schwarz. Aber die Auftragslage blieb länger schlecht, "50 Prozent weniger".

Und zwar nicht nur bei MAN. Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte des Instituts für Höhere Studien (IHS), sagt: "Gerade international stark verflochtene Branchen, wie zum Beispiel die Sachgüterproduktion, und da vor allem solche, die vergleichsweise teure Produkte herstellen, waren rasch von der Krise betroffen." Solche wären zum Beispiel Autoproduktion, deren Zulieferer, aber auch Stahlproduzenten.

Eine Auswertung des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo zeigt, dass die Wirtschaftsleistung 2008 nicht mehr stieg, mehr noch: Noch im ersten Quartal lag das erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt bei 75,8 Milliarden Euro, im zweiten schon bei 100 Millionen Euro weniger. Im dritten Quartal 2008 aber lag das Bruttoinlandsprodukt bereits bei 75 Milliarden und im vierten sogar bei nur 74,1 Milliarden Euro. "Es war eine Wirtschaftsschrumpfung damals", stellt Wifo-Arbeitsmarkt-Experte Helmut Mahringer fest. Über die gesamte Krise hinweg ging das BIP sogar um 3,8 Prozent zurück.