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Es gibt da dieses einmalige "Lied gegen die Schwerkraft" von Peterlicht. Es ist eine Hymne aller Grantscherm mit Zeilen wie: "Und die Sonne kocht auch nur mit Wasser. Die soll sich nicht so aufspielen, die gelbe Sau! Und der Himalaja, der alte Arsch.
Da kann ich mich drüber aufregen. Sau!" Im Club der Alleshasser gibt es nun einen Neuzugang. Der US-Schriftsteller Jonathan Franzen nimmt seine Rolle als kulturpessimistische Speerspitze schon länger sehr ernst. Er hat sich gegen das Internet ausgesprochen, weil es mit seinen "vulgären Datenmengen" nicht weniger als "die Antithese zur Vorstellungskraft" ist. Für Smartphones kann er sich auch nicht erwärmen: Die befördern die Menschheit in eine "solipsistische Blase", und Facebook, das schaffe die Liebe ab, die werde ersetzt durch das so viel sicherere "Gefällt mir". Das klingt immerhin sehr poetisch, und auch sein Rundumschlag gegen den Kurznachrichtendienst Twitter kürzlich ist originell formuliert: "Twitter steht für alles, das ich hasse. Das ist, als würde Kafka die ,Verwandlung per Winkeralphabet abspielen oder als würde man einen Roman ohne den Buchstaben P schreiben." Da hat sich Franzen mit den Falschen angelegt. Auf Twitter entstand schnell die Kategorie "jonathanfranzenhates", in der dem Autor mehr oder weniger kreative Vorschläge für seine Abneigungsliste gemacht wurden, etwa: "Jonathan Franzen hasst Kameras. Richtige Bilder sollten gemalt werden." Und das ist noch der originellste. Für ein Format, das sich der schnittigen Bissigkeit rühmt, kein Triumph.
1:0 für den Untergang des Abendlandes.