Die Regierung mobilisiert Geld, Reha- und Kuranstalten sowie Zivildiener für die Pflege. Das Rote Kreuz unterstützt bei der Verteilung und Angehörige mit einem Pflegekurs-Video.
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Es gibt genug zu tun, bis valide Daten zur angestrebten Abflachung der Kurve vorliegen, meint Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP): "Wir rechnen mit dem Ausfall vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und der 24-Stunden-Betreuung die derzeit aus Osteuropa nach Österreich kommen." - Die Reformen seien aufgeschoben: "Jetzt müssen wir eine Baustelle lösen, die wir im Bereich der Pflege haben", sagt Rudolf Anschober, als für Pflege und Betreuung zuständiger Sozialminister. Es sei ihm "extrem wichtig, dass kein Betroffener alleine gelassen wird."
Zusätzlich zur Mobilisierung der Zivildiener werde die Bundesregierung 100 Millionen Euro Covid-Sonderfonds in die Hand nehmen, "um die Pflegearbeit in Österreich besser zu unterstützen und sicherzustellen, dass wir diesen Ausfall zumindest abfedern können", sagt Kurz.
100 Millionen und Hotlines
Es geht um die "Schutzbedürftigsten in jeder Hinsicht", die Pflegebedürftigen, sagt Anschober. Es sind rund 460.000 Personen, die Pflegegeld beziehen. Davon leben knapp 100.000 in Alten- und Pflegeheimen, weitere 153.000 werden von mobilen Diensten unterstützt zu Hause versorgt, 33.000 haben eine 24-Stunden-Betreuung. Alle anderen betreuen Angehörige alleine.
Der Sozialminister geht davon aus, dass ein Teil der Betreuungskräfte wegen Grenzschließungen oder Betreuungspflichten zu Hause ausbleibt; ein anderer - auch pflegende Angehörige - durch Covid-19 oder Quarantäne ausfallen wird. Deshalb setze man mit den Bundesländern gemeinsam alles daran, "Notsituationen abzuwenden, damit niemand alleine bleibt", sagt der Sozialminister.
In jedem Bundesland werden die Pflege-Telefon-Hotlines aufgestockt, damit diese weiterhin erreichbar bleiben. Außerdem werden in Reha- und Kur-Einrichtungen aber auch leeren Hotels zusätzliche Plätze für die geschaffen, die vorübergehend nicht zu Hause bleiben können. Der Sozialminister sagt deutlich: "Es wird nicht möglich sein, dass in allen Fällen die bestehende Pflege- oder Betreuungssituation aufrecht bleiben kann." 100 Prozent könnten nicht zuhause bleiben, das sei weder personell noch finanziell machbar.
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Per Verordnung wurde abgesichert, dass jene mit 24-Stunden-Betreuung weiterhin die volle Förderung von 550 Euro monatlich erhalten, auch wenn die beiden Betreuenden nicht wechseln können. Mit einem Erlass können Praktika in der Pflege weitergeführt werden und mit einer Gesetzesänderung Zivildiener das ausgebildete Fachpersonal unterstützen.
14.600 Zivildiener ab April
An Lösungen für die Einreise jener, die in der 24-Stunden-Betreuung sind, arbeite das Außenministerium noch. Der "überwiegende Teil ist noch da", sagte Anschober, "aber es wird der Tag X kommen". Aus Ungarn können sie einreisen, aus Rumänien komme man über Ungarn nicht durch. Aus Bulgarien ist die Anreise mit dem Flugzeug möglich. Für alle aber gilt: Sie benötigen einen negativen Corona-Test oder müssen zwei Wochen in Quarantäne.
Um dem Personalmangel vorzubeugen, wurde deshalb bereits der "außerordentliche Zivildienst" ausgerufen. 1500 Zivildiener, die Ende März fertig wären, wurden um drei Monate verlängert, jene aus nun geschlossenen Bereichen wie Museen in den Gesundheits- und Pflegebereich versetzt.
Über die Zivildienstserviceagentur (Zisa) haben sich zusätzlich 2000 freiwillig gemeldet. Damit stehen ab April gemeinsam mit den über 11.100 regulären rund 14.600 Zivildiener bereit. Weitere können sich aber bei der Zisa melden. Personen, die ebenfalls freiwillig arbeiten wollen, insbesondere mit Erfahrung in der Pflege, können sich übrigens an "Team Österreich" wenden.
An die Pflegeorganisationen und in Haushalte verteilt werden sie in den Bundesländern über die jeweiligen Landesstellen des Roten Kreuzes, das starte noch im Laufe der Woche mit den dafür nötigen Bescheiden und Leitfäden, heißt es aus der Zentrale.
Online-Kurs für Angehörige
Schon ab Mittwoch stellt das Rote Kreuz ein Online-Kurs-Video unter www.roteskreuz.at für Angehörige in der Pflege bereit. Das ging so rasch, weil das Jugendrotkreuz die Filme bereits für das Projekt Pflegefit an Schulen gedreht hat, erklärt Pflegeexpertin Monika Wild.
Zu sehen sind Tipps für die Pflege zu Hause: etwa Inkontinenzversorgung oder regelmäßiges Umlagern, um den Druck auf Gesäß, Fersen oder Schultern und damit Wundgeschwüre zu vermeiden. Auch Tipps zur Beobachtung wie Blutdruck-, Fieber- und Blutzuckermessen bis hin zu Handgriffen zum Umdrehen oder in den Rollstuhl heben, "die Angehörige auch schonen" sind mit dabei. "Sehr praxisnah und selbsterklärend, mit Zusammenfassungen zu jedem Thema", verspricht Wild.