Bawag-Prozess schon doppelt so lange wie geplant. | Wien. Nach 44 Verhandlungstagen hätte der Bawag-Prozess gegen Helmut Elsner und Co. planmäßig beendet sein sollen. Gestern, Montag, stand Tag 88 an - und ja, der Hunderter geht sich auch noch aus.
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Die Schuld an der langen Verfahrensdauer, die - sowohl für die Angeklagten als auch für die Steuerzahler - ziemlich ins Geld geht, wurde mittlerweile schon sämtlichen Beteiligten zugeschoben. Ein Kolumnist meinte, die vermeintlich lasche Verhandlungsführung der Richterin sei schuld. Die angeklagten Ex-Bank-Vorstände werfen dem Spekulanten Wolfgang Flöttl vor, den Prozess in die Länge zu ziehen, indem er wichtige Unterlagen nur scheibchenweise vorlege. Auch bemängeln sie, dass Staatsanwalt Georg Krakow die Gutachten zum Bawag-Skandal erst während des Prozesses in Auftrag gegeben hat. Der Staatsanwalt wiederum bezichtigt den Anwalt von Elsner der Prozessverzögerung, da dieser hunderte Fragen an den Gutachter stellt.
Tatsache ist, dass die Befragung des Gutachters statt der geplanten zwei Tage nun schon Wochen in Anspruch nimmt. Doch das ist nur ein Teil der Problematik. Nicht vergessen darf man, dass sich etwa auch die Zahl der Zeugen während des Prozesses von geplanten 50 auf knapp 100 erhöht hat. Wichtigster Verlängerungsgrund ist aber die umfangreiche Materie. Der Aktenbestand hat sich seit Prozessbeginn verdreifacht, da immer mehr Details der Geschäfte ans Tageslicht dringen.
Zur Beruhigung: Mit einem Urteil ist noch vor der Euro zu rechnen.