Zur "sichersten Metropole der Welt" wollen ÖVP-Innenministerin Maria Fekter und ÖVP-Stadtchef Johannes Hahn Wien machen. Ihr Rezept dazu präsentierten sie am Mittwoch der Öffentlichkeit: Ab sofort soll Wien jedes Jahr fix 450 Polizeischüler erhalten; bis 2013 will man so "1000 oder mehr" zusätzliche Polizisten für Wien gewinnen, dazu sollen Postler, Bundesheer-Angehörige und eine "Stadtwache" die Polizei entlasten. Die politischen Gegner ließen, wie im Wahlkampf üblich, kein gutes Haar an diesen Plänen. Tenor von FPÖ bis SPÖ: Wir brauchen die 1000 Polizisten jetzt, und nicht erst in vier Jahren.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Damit haben sie im Kern recht: Selbst wenn Wien die 450 Polizeischüler jährlich bekommt, heißt das trotzdem, dass die krass unterbesetzte und überlastete Wiener Truppe noch fast ein halbes Jahrzehnt auf dem derzeitigen Niveau gegen eine Übermacht hochgerüsteter Kriminaltouristen antreten muss.
Dass Wien besagte Schülerzahl aufnehmen soll (besser gesagt: muss), ist zudem nicht neu und wird bereits seit Jahresbeginn praktiziert. Problem dabei: Viele Bewerber - vor allem aus Einwandererfamilien - schaffen die strengen Aufnahmekriterien nicht. Polizeiintern gilt der Schlüssel, dass nur jeder sechste Bewerber "passt" - was aber noch lange nicht heißt, dass er wirklich Polizist wird. Denn auch in der zweijährigen Ausbildungszeit geben noch etliche auf.
Kommt dann jemand nach zwei Jahren Polizeischule endlich auf die Straße, ist er auch hier ein Frischling, der gegen eine hochprofessionelle Armee von Drogenhändlern, Diebs- und Einbrecherbanden ins Feld geschickt wird. Jene Spezialisten, die nötig sind, um auf diesem Schlachtfeld zu bestehen, sind dünn gesät: So sind unter den knapp 6000 Mann der Wiener Polizei nur rund 700 Kriminalbeamte.
Spezialtruppen wie die EGS (Einsatzgruppe Straßenkriminalität) oder die Jugendstreifen umfassen meist nur wenige Dutzend Kräfte. Die haben oft spektakuläre (Einzel-)Erfolge, bestehen aber aus Freiwilligen. Und gerade von denen gibt es in Wien immer weniger, weil der Dienst hier als extrem gefährlich und ungesund gilt. So werden jedes Jahr rund 400 Beamte in der Stadt im Dienst verletzt, etliche davon schwer oder gar tödlich. Die notgedrungen stattfindenden Schwerpunkt-Aktionen der letzten Zeit bedeuten oft bis zu 30 Stunden durchgehend Dienst für Einzelne.
Hier bräuchte es dringend Motivation - etwa in Form der ebenfalls schon lange diskutierten "Wien-Prämie". Doch die haben Fekter und Hahn am Mittwoch nicht erwähnt. Ebenso wenig, wie sie die Rathaus-SPÖ zur Einführung der geforderten Stadtwache überreden wollen.