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104-mal gefälscht

Von Matthias Nagl

Politik

Landeshauptfrau Burgstaller schlägt Lamprechter als Finanzlandesrätin vor.


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Salzburg. Die Vergangenheit ist bei Salzburgs Finanzgeschäften noch nicht annähernd aufgeklärt. Noch immer tauchen beinahe täglich neue Details der Affäre auf. Die Salzburger SPÖ blickt aber schon in die Zukunft, genauer auf die Zeit nach der Wahl am 5. Mai. Sollte die SPÖ diese Wahl gewinnen und auch danach die Verantwortung über die Finanzen über haben, dann wird Astrid Lamprechter Finanzlandesrätin werden. Das gab Landeshauptfrau Gabi Burgstaller am Freitag bekannt.

Lamprechter ist derzeit Geschäftsführerin der Geschützten Werkstätten Salzburg und hat Österreichs größten integrativen Betrieb in den vergangenen drei Jahren saniert. Mit Salzburgs Finanzen würde die 38-Jährige aufgrund des ausgeuferten Finanzmanagements den nächsten Sanierungsfall übernehmen. Dennoch ist die Wirtschaftswissenschafterin überzeugt: "Es ist ein hervorragender Zeitpunkt, um in die Politik einzusteigen." Durch die entstandene Dynamik bestehe auch die Chance, die Dinge neu anzupacken.

Der Politiker, unter dem der Finanzskandal seine Dynamik entfaltete, hat inzwischen eine neue Betätigung gefunden: David Brenner wird im Sommersemester als Experte für Verfassungspraxis an der Universität Salzburg und der Wirtschaftsuni Wien lehren.

Zeitgleich mit dem Blick der SPÖ in die Zukunft befasste sich der Untersuchungsausschuss des Landtages mit der Vergangenheit. Das Gremium befragte den engsten Mitarbeiter Monika Rathgebers, der entlassenen Leiterin des Budgetreferats. Mit dem 43-Jährigen hätte Rathgeber das Vier-Augen-Prinzip bei Geschäftsabschlüssen einhalten sollen. Der Beamte sprach leise und in kurzen Sätzen, brachte aber Informationen mit, die es in sich haben.

So berichtete er von einer Befragung durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft am Donnerstag. Diese legte ihm Unterlagen vor, aus denen hervorgeht, dass seine Unterschrift nicht neunmal gefälscht worden sei, sondern 104-mal. Dass diese 104 Fälschungen Teil der Ermittlungen sind, bestätigte die Korruptionsstaatsanwaltschaft der "Wiener Zeitung". Rathgebers Anwalt war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Aufhorchen ließ Rathgebers Mitarbeiter auch mit der Aussage, dass für den Abschluss von Wertpapiergeschäften keine Gegenzeichnung notwendig gewesen wäre. Zwar sind Salzburgs Derivate wesentlich risikobehafteter als die Wertpapiere, den Löwenanteil des Portfolios machen mit 1,3 Milliarden Euro aber die Wertpapiere aus. Das Büro von Finanzlandesrat Georg Maltschnig konnte diese Sichtweise nicht bestätigen.

Ansonsten legte der Mitarbeiter ein beeindruckendes Zeugnis davon ab, wie wenig die Finanzabteilung wusste, was sie eigentlich tat. Die gesamte Abteilung arbeitete am Rande der Kapazitäten, er sei für die Budgeterstellung und zahlreiche Nebenprojekte wie die Olympiabewerbung zuständig gewesen und habe die Betreuung des Finanzmanagements quasi nebenbei gemacht. Sein Wissen über Geschäfte auf den Finanzmärkten hatte er von zwei zweitägigen Seminaren. Dass der Umfang der Geschäfte immer größer wurde, habe ihm keine Sorge bereitet.