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11. September 2001 -Stunden des Horrors

Von Rainer Mayerhofer

Politik

New York - Sechs Jahre und acht Monate hatte es gedauert - von 1966 bis 1973 - bis das New Yorker World Trade Center fertig gestellt war. Nur eine Stunde und 42 Minuten vergingen zwischen dem Aufprall des ersten Flugzeuges am Nordturm um 8.46 Uhr am 11. September 2001 und dem Einsturz um 10.28 Uhr. 2.819 Menschen starben bei der Tragödie in New York, unter ihnen 157 Insassen der beiden Flugzeuge, 343 Feuerwehrmänner und 60 Polizisten. Nur 18 Menschen konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden. Während die Türme noch brannten, stürzte ein drittes Flugzeug um 9.38 Uhr in einen Flügel des Pentagons in Washington, wobei 189 Menschen den Tod fanden. Eine Minute nach dem Einsturz des Nordturms, um 10.29 Uhr, stürzte eine vierte Maschine in Pennsylvania auf freiem Feld ab. Einige beherzte Passagiere hatten die vier Entführer überwältigt, die - wie man vermutet - das Weiße Haus oder das Kapitol im Visier hatten. Den Absturz, bei dem 45 Menschen ums Leben kamen, konnten sie aber nicht mehr verhindern.


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Heute weiß man, dass eine Gruppe von Männern unter Anführung des 32-jährigen Managers Todd Beamer mit Hilfe eines Servierwagens die verbarrikadierte Tür zur Pilotenkanzel aufsprengte und die Entführer zu überwältigen versuchte. "Let's roll" - Beamers Worte, mit denen der Überwältigungsversuch startete, sind in den USA heute ein Symbol geworden für eine Nation, die sich nicht unterkriegen lässt, Todd Beamer selbst, der eine hochschwangere Frau und zwei Söhne hinterließ, wird als Nationalheld betrachtet.

Sein Schicksal und das seiner Familie ist aber nur eines von vielen, die nach dem 11. September Amerika und die Welt erschütterten. Mehr als 60 Kinder, die nach dem 11. September 2001 geboren wurden, werden ihre Väter nie kennenlernen, weil sie an diesem Tag von moslemischen Extremisten in den Tod gerissen wurden.

Um die Welt ging auch das Foto des sterbenden Feuerwehrkaplans Mychal Judge. Der 68-jährige wurde von herabfallenden Trümmern erschlagen, als er einem toten Feuerwehrmann die letzte Ölung spendete.

Der 79-jährige Hausarbeiter Albert Joseph hatte es am 11. September gerade geschafft, aus dem 44. Stockwerk des Südturms ins Freie zu gelangen, als er verschüttet wurde. Er war einer der wenigen, die aus den Trümmern gerettet wurden. Seinen schweren Verletzungen erlag er am 1. Jänner dieses Jahres.

Wie durch ein Wunder schafften es 16 Beschäftigte aus dem Südturm, deren Arbeitsplätze über der Einschlagstelle des Flugzeuges lagen, durch ein unbeschädigt gebliebenes Treppenhaus in Sicherheit zu gelangen. Der 24-jährige Welles Remy Crowther, der ihnen dabei geholfen hatte, starb, als er an weiteren Rettungsversuchen teilnahm. Auch der 44-jährige William Wik war schon in Sicherheit, als er noch einmal in das Gebäude zurückkehrte, um mitzuhelfen, andere zu retten. Der 55-jährige Computerspezialist Abraham Zelmanowitz, der im 27. Stock des Nordturmes sein Büro hatte, hätte Zeit genug gehabt, sich in Sicherheit zu bringen. Er blieb aber bei einem langjährigen gelähmten Kollegen, um auf die Helfer zu warten, die nie kamen.

Nur wenige Blocks vom World Trade Center entfernt, erlebte eine indische Immigrantin den Einsturz der Türme mit, wissend, dass ihre 25- jährige Tochter Khamladai und ihr 21-jähriger Sohn Roshan im Windows on the World Restaurant im letzten Stock keine Chance hatten, dem Inferno zu entkommen.

Erst in jüngsten Berichten wurde bekannt, dass mehr als 200 Menschen nach dem Einschlag der beiden Flugzeuge aus den Wolkenkratzern in die Tiefe gesprungen sind, um dem Feuertod zu entgehen. Rund 980 Grad Hitze entwickelten die Brände durch die enormen Mengen an Treibstoff in den Flugzeugen. Bei 550 Grad verliert Stahl die Hälfte seiner Tragkraft.

In den Trümmern wurden 19.858 Körperteile gefunden, von denen bisher 4.598 einer bestimmten Person zugeordnet werden konnten. Mit DNA-Proben wurden 648 Opfer identifiziert. Aber für viele Hinterbliebene wird es nie ein Grab geben, an dem sie ihre am 11. September 2001 ermordeten Angehörigen betrauern können, weil die Opfer in der enormen Hitze völlig eingeäschert wurden.

Ihrer aller wird unter anderem auf einer Internetseite - http://www.september11victims.com/ - gedacht.