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11:37 gegen den Videobeweis

Von Christian Mayr

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Mit der am Freitag beginnenden Rückrunde der deutschen Bundesliga wird sie wieder da sein: die leidige Debatte um den Einsatz des Videobeweises. Letzterer hat in der Herbstsaison nämlich eine steile Talfahrt hingelegt und sich von der Wunderwaffe gegen jegliche Fehlpfiffe zum Problembären des reinen Kicks entwickelt - mit dem skandalösen Höhepunkt des Eingreifens von Ober-Videoschiri Hellmut Krug für seinen Stammverein Schalke 04. Die Zustimmungsrate zum Videobeweis hat sich seither von gut zwei Drittel auf mindestens die Hälfte verringert - zumindest ergibt sich Letzteres aus einer "kicker"-Umfrage unter Bundesliga-Profis. Wenn man sich nachfolgende Daten zu Gemüte führt, müssten es aber rasch noch mehr Gegner werden. Denn die Liga-Verantwortlichen haben am Donnerstag vermeintliche Erfolgszahlen der Testphase präsentiert ("Das Glas ist aus unserer Sicht zu drei Vierteln voll"), da 37 richtige Korrekturen via Bildschirm den Fußball gerechter gemacht hätten. Gut versteckt in der Statistik wurde indes eine Zahl, die eigentlich schocken müsste: Denn in elf Fällen wurden durch Eingriffe von außen erst Fehlentscheidungen herbeigeführt. Diese Verschlimmbesserungen werden aber gleichsam als irrelevanter Kollateralsachaden abgetan: "Diese elf Entscheidungen müssen in der Rückrunde gegen null gehen", wird lapidar gefordert. Mutiger ist da Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter, der sich lange erfolgreich gegen die neue Technik gewehrt hatte, indem er ein Aus zur WM fordert: "Man kann die WM doch nicht als Versuchskaninchen für einen solch schwerwiegenden Eingriff ins Spielgeschehen benutzen."