Erstmals werden im Österreichischen Medienhandbuch auch Medien für Ältere, Gay-Community und Menschen mit Behinderungen erfasst.
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Im Rahmen der Medienmesse Migration 2013 wurde wieder das Österreichische Medienhandbuch präsentiert, das einen Überblick zu den so genannten "Ethno-Medien" am österreichischen Markt gibt. Die sechste Ausgabe umfasst insgesamt 127 interkulturelle Medieninitiativen, Agenturen, Werbeplattformen, Marktforschungsunternehmen und Branchenbücher. In den vergangenen fünf Jahren lag der Schwerpunkt des Medienhandbuchs auf Migration und Diversität. In dieser Ausgabe gibt es einige Neuerungen. Neben ethnischer Diversität, so die Überlegungen der Herausgeber Clara Akinyosoye und Simon Inou, machen auch Alter, Behinderung, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung und sexuelle Orientierung als weitere wichtige Dimensionen eine Gesellschaft aus.
Also wurden Medien aufgenommen, die sich mit Homosexualität sowie Transgender-Themen auseinandersetzen und solche, die sich an Menschen mit besonderen Bedürfnissen und an jene in höherem Alter richten. Neben den aktuellsten Ethno-Medien, listet das Handbuch heimische Medien auf, die in ihrer Print- oder Online-Ausgabe einen Schwerpunkt zu Integration, Migration, Minderheiten und Diversität setzen.
Jedes Jahr werden es mehr
Ein Blick in die Medienhandbücher der letzten Jahre zeigt einen Aufwärtstrend. Jährlich werden es mehr: Seit 2010 sind zehn neue Medien in Print und Online dazugekommen. 87 der heuer gelisteten Medien werden von den unterschiedlichen ethnischen, religiösen oder LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) Communities herausgegeben. Im Vorjahr waren es noch 70. Insgesamt 23 Online-, Print- und Radiomedien berichten community-übergreifend. Ihre Zielgruppe ist - wie der Name verrät - sehr breit gestreut. Dazu zählen der Communitysender "Okto", "Augustin" oder die transkukturelle Zeitschrift "biber". Weiters tragen einige österreichische Mainstream-Medien mit eigenen "Integration"-Redaktionen und -Formaten zu einer gerechteren Migrationsdebatte bei. Dazu gehören daStandard.at und die Integrationsseite der Presse und der Wiener Zeitung. Das letzte Kapitel des Medienhandbuchs umfasst PR-Agenturen, Werbeplattformen, Marktforschungsunternehmen und Branchenbücher.
13 Sprachen
Insgesamt wurden in diesem Jahr 59 Print-Medien registriert, die sich an in Österreich lebende Einwanderer widmen. Hinzu kommen zehn elektronische und 20 Online-Medien. Die meisten sind in türkischer (23), polnischer (7) und serbokroatischer Sprache (7) verfasst. Ebenfalls vertretene Communities: Afrikanisch, Arabisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Lateinamerikanisch, Pakistanisch, Persisch, Russisch.
Türkische Medien am stärksten vertreten
Die türkische Zeitung "Hürriyet" lässt sich getrost als alter Hase in der Medienlandschaft bezeichnen. Sie wird bereits seit 1965 europaweit von der türkischen Community gelesen und ist sogar in Trafiken erhältlich. Das monatlich erscheinende "Gazete Bum" ist mit einer Druckauflage von 60.000 Stück besonders stark vertreten. Gefolgt von der jüdischen Community, die aus acht Print- und Onlinemedien in deutscher Sprache wählen kann. Für die 66.000 Austro-Polen stehen sieben Medien (Print, Online, Rundfunk) zur Verfügung. Besonders verbreitet ist das auf Deutsch und Polnisch verfasste Monatsmagazin "Polonika". Zu den BKS-Medien zählt das "Kosmo"-Magazin, das mit einer Druckauflage von 120.000 Stück an der Spitze der meistgelesenen Ethno-Magazine liegt. Es wird monatlich mit deutscher Beilage herausgegeben und liegt kostenlos an öffentlichen Orten auf. Viele dieser Medien wollen neben Informationen zur Community auch eine Hilfestellung für "erste Schritte" zur Integration im neuen Heimatland bieten.
Erstmals dabei: Senioren, LGBT
Erstmals enthält das Medienhandbuch auch Medien für Menschen im Pensionsalter. Gar nicht abwegig, sind doch 1,5 Millionen Menschen der österreichischen Bevölkerung in der Altersgruppe 65 Plus. Sie können aus fünf Print-, Online und Radiomedien wählen. Das Seniorenmagazin "UG Unsere Generation" ist mit einer Auflage von über 250.000 Stück das druckauflagenstärkste Printmagazin für Ältere.
Unter dem Kürzel "LGBT" (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) wurden heuer auch zum ersten Mal Medien erfasst, die sich Informationen über Schwule, Lesben und Transgender-Personen widmen. Dazu zählt das "Queerbook – Der schwullesbische Hochzeitsguide" und die Radiostation "Q Radio".
Vier Medien aus Print, Online und Radio widmen sich außerdem "allen Themen, die mit Behinderung zu tun haben, wobei dei Grenzen bewusst sehr weit gesteckt sind." So definiert sich zum Beispiel die Online-Plattform "Freak Online", die es unter "freak-radio.at" auch als Radiosender gibt.
Seit 2012 werden Medien der Volksgruppe Roma und Sinti registriert. Wie letztes Jahr sind es auch heuer fünf Printmedien, die in Romanes, auf Deutsch und Kroatisch publiziert werden. Vier davon werden im Burgenland herausgegeben, die vierteljährlich erscheinende "Romano Kipo" in Wien.