Zum Hauptinhalt springen

13 türkische Soldaten tot: Konflikt mit PKK eskaliert

Von Carsten Hoffmann

Europaarchiv

Kleinkrieg sorgt für massive Spannungen mit den USA. | Istanbul. (dpa) Die türkische Armee hat im Kampf gegen kurdische Rebellen den größten Verlust seit mehr als zehn Jahren erlitten. Bei der Verfolgung von Kämpfern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) geriet eine Spezialeinheit im bergigen Grenzgebiet zum Irak in die Falle. In dem Gefecht starben 13 Soldaten, wie der Generalstab in Ankara mitteilte. Panzer nahmen das Gebiet in der Nacht zum Montag unter Feuer, um den kurdischen Kämpfern den Fluchtweg in den Irak abzuschneiden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In der Türkei wächst die Verbitterung darüber, dass die PKK im Nordirak einen sicheren Rückzugsraum hat. Die PKK nutze diesen als Sprungbrett in die Türkei, hat der türkische Außenminister Ali Babacan bereits vergangene Woche in New York beklagt. "Der Irak hat sich in einen Trainingsplatz für Terroristen verwandelt", sagte er. Für Verärgerung sorgt zudem, dass amerikanische Waffen aus dem Irak in den Händen der PKK gelandet sind. Die Details werden derzeit amtlich untersucht. Babacan spricht bereits von "schweren Fehlern" im Vorgehen der USA.

Ankara will Armee in den Nordirak schicken

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will das Thema PKK ganz oben auf die Tagesordnung seiner im kommenden Monat geplanten Gespräche mit dem US-Präsidenten George Bush setzen. Von der irakischen Regierung fordert Ankara grünes Licht für Militäreinsätze der türkischen Armee gegen die PKK im Nordirak.

Das lehnte der irakische Innenminister Jawad al-Bolani bei dreitägigen Verhandlungen in Ankara ab, weil es der Souveränität des Iraks zuwiderlaufe. Irakische Kurdenführer waren Sturm gegen den Plan gelaufen. So wurde ein Sicherheitsabkommen verwässert. Ein Sicherheitskomitee beider Staaten soll sich alle sechs Monate zu einer Lagebesprechung treffen.

Eine türkisch-amerikanische Kontaktstelle ist gerade gescheitert. Medienberichten zufolge hat der US-Sondergesandte für die Koordinierung des Vorgehens gegen die PKK, der pensionierte US-General Joseph Ralston, das Handtuch geworfen, weil der ganze Mechanismus wirkungslos sei. Sein türkischer Amtskollege Edip Baser war im Mai von der Regierung abgesetzt worden, nachdem er öffentlich gemahnt hatte, die USA müssten im Kampf gegen die PKK eine "wirksame Haltung" einnehmen.

Seitdem ist der Kampf zwischen der türkischen Armee und der PKK eskaliert. Die türkische Armee führt in der Provinz Sirnak seit einigen Wochen eine Offensive gegen kurdische Rebellen, die mit "Herbstsäuberung" betitelt wurde. Nach früheren Berichten sind etwa 20.000 Soldaten im Einsatz. Sie haben bisher mehr als zwei Dutzend kurdische Kämpfer getötet.

"Unser Kampf gegen den Terrorismus wird eine ganz andere Form annehmen", kündigte Erdogan nach dem blutigen Gefecht vom Wochenende an. Dieser Kampf werde bis zum Ende geführt. Nur wie? Eine Eskalation im Südosten kommt Erdogan, der sein Land in Richtung EU führen will, äußerst ungelegen.