Dass die SPÖ eine Spitalsdebatte anzettelt, ist mutig - es gibt wenige andere Bereiche, die so eifersüchtig von den Landeshauptleuten gehütet werden. Dass daher in diesem Bereich einiges einzusparen ist, ohne die Versorgungsqualität zu beeinträchtigen, liegt auf der Hand.
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130 Krankenanstalten gibt es in Österreich, 81 haben weniger 300 Betten.
Leider wird die Diskussion oft und oft aus einem reinen Kosten-Gesichtspunkt betrachtet. Es geht allerdings auch um die Sicherheit für die Patienten. Die Ambulanzen in den Spitälern sind knallvoll, weil Kranke und Verletzte dort sicher sein können, rund um die Uhr sowie umfassend betreut zu werden. Das ist deutlich bequemer, als mit Überweisungszetteln durch Stadt und Land zu kutschieren.
Kleinere Spitäler notfalls auch zu schließen (vor allem, wenn zwei nahe beisammen liegen, getrennt nur durch eine "Landesgrenze"), ist eine richtige Idee. Die Zahl der Akutbetten ist tatsächlich zu hoch in Österreich. Die Frage ist aber: Was kommt statt dessen?
Die Entwicklung von Ärztezentren, die auch am Wochenende geöffnet haben, wäre so eine Möglichkeit. Das haben die Sozialversicherungen aber ganz gut in der Hand - sie vergeben die Kassenverträge für Ärzte und könnten das stärker steuern.
Wenn also nun wieder einmal über Einsparungen im Gesundheitssystem nachgedacht wird, genügt es nicht, Spitäler zuzusperren. Es geht um einen Systemwandel. Den Ländern die Verwaltung über die Spitäler aus der Hand zu nehmen, ist eine Maßnahme.
Doch sie ist bei weitem nicht genug. Im ganzen System - bis hin zu den Krankentransporten - steckt zu viel Bürokratie. Und Bürokratie kostet Geld. Genau diese Sozialbürokratie macht sich aber die meisten Gedanken über Einsparungsmaßnahmen, und vergisst dabei gerne auf sichselbst .. .
Wenn also Einsparungen im Spitalswesen in Höhe von annähernd drei Milliarden Euro für möglich gehalten werden, muss das ganze System auf den Prüfstand. Sollte am Ende stehen, dass ein Kranker noch länger mit dem Rettungsauto herumgefahren wird, bevor er versorgt wird, ist die Übung halbherzig. Die Länder müssen zurückstecken, das ist richtig, aber nicht nur die Länder.