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137.500 Euro pro Meter Autobahn

Von Christoph Weiermair

Politik

Der öffentliche Verkehr fristet in Oberösterreich ein Stiefkind-Dasein.


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Linz. Die geplante Linzer Autobahn A26, kurz Westring, war in Oberösterreich jahrelang Gegenstand politischer Streitereien. 2011 schließlich einigten sich Bund, Land und Stadt Linz auf eine abgespeckte Variante der Autobahn. Zunächst soll ab 2015 nur der 4,7 Kilometer lange Südabschnitt der A26 errichtet werden. Der ursprünglich geplante Lückenschluss mit der chronisch überlasteten Mühlkreisautobahn (A7) im Norden von Linz wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Südlich der Donau freilich soll die A26 bis zum Jahr 2029 unmittelbar nach dem Knoten Bindermichl an die A7 andocken. Vorher wird laut Plan 14 Jahre lange gebaut, zuerst ab 2015 eine vierte Linzer Donaubrücke errichtet, dann ein Tunnel durch das Naherholungsgebiet Freinberg getrieben, eine Unterflurtrasse entlang der Waldeggstraße gegraben und schließlich die Westbahn über eine Schrägseilbrücke gequert. Kostenpunkt: 646 Millionen Euro, oder umgerechnet 137.500 Euro für jeden einzelnen Meter Autobahn. Zehn Prozent der Kosten übernimmt das Land, fünf Prozent die Stadt Linz, für den Löwenanteil kommt der Bund auf.

Verschlechterungen beim öffentlichen Verkehr

Während beim Straßenbau nicht gekleckert wird, ist beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Oberösterreich deutlich weniger auf Schiene. Die Westbahnstrecke ausgenommen, mussten die Fahrgäste in den vergangenen Jahren viele Verschlechterungen hinnehmen. So wurden etwa die Intercity-Direktverbindungen von Linz nach Graz komplett gestrichen. Im Nahverkehr rund um Linz wiederum werden vor allem die Pendler aus dem Mühlviertel trotz hoher Spritpreise ins Auto und damit auf die Straße getrieben. Dabei hätte etwa die Mühlkreisbahn durchaus Potenzial als leistungsfähige Alternative zum Straßenverkehr.

Anstatt die in die Jahre gekommene Eisenbahnstrecke aber zu sanieren und zu attraktivieren, sollte sie nach der Übernahme von den ÖBB durch das Land in den nächsten Jahren zur "Regiotram", einer Art regionalen Straßenbahn, zurückgebaut, nur mehr von Linz bis Rohrbach geführt und mit kleinerer Spurweite ins Linzer Straßenbahnnetz eingebunden werden.

Hin und Her um die Mühlkreisbahn

Jetzt aber scheint in Sachen Mühlkreisbahn plötzlich wieder alles offen zu sein - auch eine Beibehaltung der Normalspur-Variante. Dieses Hin und Her bringt den öffentlichen Verkehr nicht weiter, zumal der Linzer Zentralraum nach Einschätzung vieler Experten längst ein S-Bahn-Netz bräuchte, das mit dem Linzer Hauptbahnhof als Knotenpunkt in alle Regionen des Bundeslandes hineinreicht. Wie viel Geld man dafür in die Hand nehmen müsste, ist nicht bekannt, es wird auch nicht ernsthaft darüber diskutiert.

Indes geht die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Linzer Westring in die entscheidende Phase. Bis Anfang Februar konnte in Linz und Puchenau Einsicht in die Planungsunterlagen für die Autobahn genommen werden. Die Gegner des Projekts berichten von rund 1000 Einsprüchen, die in den vergangenen beiden Monaten an das Verkehrsministerium gerichtet worden sein sollen. Insgesamt vertreten Verkehrsforum Oberösterreich und die überparteiliche Plattform der Bürgerinitiativen gegen die "Westringautobahn" knapp 20.000 Personen.

Die Argumente der Kritiker sind vielfältig: Sie sehen eine "Steuergeldvernichtung", warnen vor zusätzlichen Staus, einer Zerstörung des Naturschutzgebiets Urfahrer Wände an der Donau und einer enormen Schadstoffbelastung im Linzer Bahnhofsviertel. Vor allem aber sind sie überzeugt, dass der Westring die Verkehrsprobleme in und rund um Linz nicht lösen kann. Den täglichen Stau zwischen Ottensheim und Puchenau auf der Rohrbacher Bundesstraße, einer der wichtigsten Pendler-Einfallsrouten aus dem Mühlviertel, würde es zum Beispiel auch mit der A26 geben.

Die Befürworter hingegen sprechen von einer Entlastung für die Linzer Bevölkerung, weniger Staus und damit kürzeren Fahrzeiten für Pendler. Neuralgische Punkte wie Nibelungenbrücke und Rudolfstraße würden durch den Westring entlastet, der innerstädtische Verkehr insgesamt weniger. Eine gewagte Prognose, vor allem, weil sie sich auf die geplante Fertigstellung des Westrings im Jahr 2029 bezieht.