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15 Millionen an nur ein Institut

Von Eva Stanzl

Wissen
Forschung sucht Geld - der Finanzrahmen für das Budget bis 2020 steht aber schon fest.
© Luiza Puiu

Öffentliche Förderung für neues Zentrum für Stammzellforschung in Wien ist jetzt fix.


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Wien. 15 Millionen Euro an eine Person und eine einzige Forschungseinrichtung: Das Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bekommt ein neues Zentrum für Stammzellforschung an seinem Standort im Vienna Biocenter. In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt 27 Millionen Euro für Kosten und Investitionen zur Verfügung stehen. Der Bund hat seinen Anteil im Strategiebericht zum Bundesfinanzrahmen bis 2020, der Montagabend präsentiert wurde, festgeschrieben.

Demnach investiert der Bund 15 Millionen Euro in das neue Forschungszentrum im dritten Wiener Gemeindebezirk. Weitere 7,5 Millionen sollen von der Stadt Wien als Sonderförderung fließen, den Rest der Investitionen übernimmt das Imba aus seinem Basisbudget. Die Mittel waren Imba-Chef Josef Penninger im Vorjahr in Aussicht gestellt worden, als er einen Wechsel an das Berliner Max-Delbrück-Centrum erwägte. Das "Austrian Centre for Stem Cell Research" ist somit eine Gegenleistung für Penningers Verbleib.

Geplant sind sieben Forschungsgruppen mit je fünf bis acht Mitarbeitern plus Technologiegruppen mit insgesamt zehn bis zwölf Mitarbeitern. Sie sollen Platz im Imba-Gebäude finden. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner sprach am Dienstag in einer Aussendung von einem "in Europa einzigartigen Zentrum für Stammzellenforschung", mit dem der "exzellente Life Science Standort Österreich gestärkt wird. Damit machen wir einen der wesentlichsten Sektoren noch wettbewerbsfähiger."

Kritikern fehlt eine offene Diskussion und politische Entscheidungsbildung. Sie orten Intransparenz im Zusammenhang mit der Mittelvergabe. "Diese Beträge wurden direkt in die Hand einer einzigen Person versprochen und ohne klare Kriterien vergeben", betont Sigrid Maurer, Wissenschaftssprecherin der Grünen: "Ich weiß nicht, wie das Österreichs ForscherInnen zu Gute kommen soll. Wir haben eine unterfinanzierte Grundlagenforschung und viele berechtigte Forderungen können nicht eingehalten werden. Wenn die Politik dennoch beschließt, einen Schwerpunkt zu setzen, soll sie eine Ausschreibung machen und Kriterien nennen, nach denen das Geld abgerufen werden kann. Aber an Penninger einen sehr hohen Betrag direkt zu vergeben, nur weil er behauptet, er hätte ein Angebot, das ist völlig inakzeptabel."

Auch der Vorsitzende des Forschungsrats, Hannes Androsch, hatte die "Verteilung" von Geldern an nur einen Forscher kritisiert (die "Wiener Zeitung" berichtete). Der Hintergrund ist unter anderem eine fast 80-prozentige Ablehnungsquote des Wissenschaftsfonds FWF, der für die Förderung der Grundlagenforschung an allen anderen Universitäten zuständig ist und Budgetmangel beklagt.

33,7 Millionen aus dem Österreich-Fonds

Für Universitäten und Forschung sind im Budget bis 2020 weiters festgeschrieben: eine Anhebung der Forschungsprämie von zehn auf 12 Prozent, Zahlungen an das AKH Wien für die Benutzung der Infrastruktur durch Forscher, fortgesetzte Auszahlungen von 650 Millionen Euro aus der "Hochschulmilliarde" an die Unis, sowie die 2014 beschlossenen Zusatzmittel für die Grundlagenforschung. Diese Mittel kommen dem FWF, der laut dem Strategiebericht "Auszahlungspriorität" hat, zwar zu Gute. Wegen der steigenden Antragsvolumina verzeichnet der Fonds nach eigenen Aussagen aber dennoch Rückläufe bei der Zahl der Bewilligungen. Das Wissenschaftsministerium sieht die Knappheit jedoch von einer anderen Seite: "Trotz enger budgetärer Vorgaben wurden zusätzliche Mittel für Wissenschaft und Forschung im Finanzrahmen verankert", betont Mitterlehner.

Als wohltuend könnten sich die Mittel aus dem in der Steuerreform verankerten Österreich-Fonds erweisen. Im Juni sollen 33,7 Millionen Euro aus diesem Topf vergeben werden, und zwar an all jene Institutionen, die auch Geld aus der Nationalstiftung für Forschung erhalten, darunter der FWF. Die Nationalstiftung speist sich aus dem ERP-Fonds und dem Jubiläumsfonds der Nationalbank (siehe Geschichte links). Mangels Zinserträgen konnte die Nationalstiftung allerdings heuer nur 18 Millionen Euro ausschütten, der Österreich-Fonds soll nun abhelfen.