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163.000 Einwanderer, 494 Jobs

Von Christian Ortner

Gastkommentare
Christian Ortner.

Schweden buttert Milliarden in die Integration von Migranten - mit überschaubarem Erfolg. Das droht auch hierzulande.


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Wenigstens darüber sind sich im aktuell tobenden Kulturkampf um die Asylfrage vermutlich sowohl die Anhänger als auch die Gegner einer großzügigen Migrationspolitik einig: dass die Völkerwanderung des 21. Jahrhunderts nur dann einigermaßen schmerzfrei zu bewältigen ist, wenn die Integration der Zugewanderten funktioniert. Und zwar deutlich besser, als das bei früheren ähnlichen Ereignissen der Fall war.

Genauso unumstritten dürfte sein, dass geregelte und sinnstiftende Arbeit wahrscheinlich die Grundvoraussetzung schlechthin ist, um die Integration zu bewerkstelligen. Ohne Job, ohne selbst erwirtschaftetes Einkommen wird das nichts.

Umso ernüchternder ist ein Befund, der vor ein paar Tagen die schwedische Öffentlichkeit verstörte. Anders als in Österreich dürfen Asylwerber dort in der Regel schon Arbeit annehmen, während ihr Asylverfahren noch im Gange ist. Damit soll erreicht werden, dass sich die Zuwanderer eben möglichst schnell in die schwedische Gesellschaft einfügen können.

Soll. Denn in der Praxis klappt das nur überschaubar gut. Von den rund 163.000 Migranten, die 2015 in Schweden registriert worden sind, verfügen bereits etwa 55.000 über eine Arbeitsbewilligung - bis jetzt haben es aber nur ganze 494 davon geschafft, am Arbeitsmarkt unterzukommen, berichtete Schwedens öffentlich-rechtliches Fernsehen dieser Tage. Das liegt zum Großteil an Sprachproblemen, an mangelnder Qualifikation und auch an der Überforderung der Bürokratie, die nicht schnell genug ausreichend Arbeitsbewilligungen ausgestellt hat - was freilich am unbefriedigenden Ergebnis wenig ändert.

Das wird mit ziemlicher Sicherheit dazu führen, dass die Arbeitslosigkeit unter den in Schweden lebenden Ausländern weiter stark ansteigen wird. Schon jetzt sind 4 Prozent der Schweden, aber fast 15 Prozent der dortigen Ausländer arbeitslos. Und das, obwohl vermutlich kein anderes Land der Welt so viel Geld und Aufwand für die Integration bereitstellt. Mit wenig Erfolg, wie erst jüngst eine Studie der Industrie-Staaten Organisation OECD gezeigt hat.

Ein Kern dieser Integrationspolitik ist das zweijährige "Einführungsprogramm Bildung und Arbeitsmarkt". Dieses besteht aus Sprachkursen, Bewerbungstrainings und Praktika. Derzeit werden so etwa 55.000 Migranten betreut. Was Schwedens Steuerzahler deftige 1,7 Milliarden Euro pro Jahr kostet. Mit schmalen Ergebnissen.

Ein Jahr, nachdem sie dieses Programm absolviert hatten, waren gerade noch 28 Prozent der weniger qualifizierten Männer in Arbeit, bei den Frauen betrug der Anteil 19 Prozent. Der überwiegende Rest lebte wieder von der Stütze.

Das liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass es immer weniger Jobs für Menschen ohne ausreichende berufliche Qualifikation gibt. In Schweden sind es gerade noch 5 von 100 Jobs, die auch mit wenig oder keiner Ausbildung zu erledigen sind - und um diese kämpfen nun eben immer mehr Menschen.

In Österreich ist das natürlich nicht viel anders. Wenn Schweden, was ja nicht auszuschließen ist, eine Vorahnung von jenen Problemen gibt, die auch hierzulande auf uns zukommen, dann wird das mit der Integration der Migranten eher mühsam werden.